Öko als Deko

Umweltschutz wird auf der größten Computermesse der Welt noch immer kleingeschrieben. Eine Spurensuche

BERLIN taz ■ Fünf Meter hoch war das Monster aus Elektroschrott, das die Besucher der Cebit im vergangen Jahr begrüßte. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hatte das Ungetüm errichtet, um auf die giftigen Schwermetalle und Chemikalien aufmerksam zu machen, die in jedem Computer und Handy stecken – allein das Bleilot aus alten Monitoren ist für 40 Prozent der Bleibelastung auf Deponien verantwortlich. Doch in diesem Jahr bleibt das Schrottmonster eingepackt, denn die Reaktion der Hersteller war verhalten. Nur einige Konzerne sagten Greenpeace zu, den Einsatz weniger schädlicher Materialien zu prüfen.

Umweltschutz spielt bislang bei den meisten Computerherstellern keine große Rolle. Nur wo es handfeste wirtschaftliche Gründe gibt, haben sich die Hersteller bewegt. Wie beim größten Stromfresser im PC: Die Prozessoren-Hersteller Intel und AMD haben den Stromverbrauch ihrer aktuellen Chips im Vergleich zu den Vorgängern halbiert. Damit kamen sie vor allem den Betreibern großer Rechenzentren entgegen, die sich über steigende Stromrechnungen beklagt hatten. Die hochgezüchteten Prozessoren mussten außerdem immer aufwendiger gekühlt werden. Das Umweltbewusstsein in den Rechenzentren geht noch weiter: Die Vereinigung www.ecologee.net, ein Zusammenschluss von Server-Betreibern, will ein Internet schaffen, das ausschließlich mit regenerativen Energien betrieben wird.

Mittlerweile kommen auch Privatleute in den Genuss der sparsameren Prozessoren. Ansonsten nutzen die PC-Hersteller Umweltschutz vor allem zur Imagepflege. So haben sich einige Hersteller kohlenstoffneutralen Klimainitiativen angeschlossen. Beim weltgrößten PC-Verkäufer Dell kann man etwa beim Kauf eines Desktop-PC sechs Dollar spenden. Mit dem Geld werden Bäume gepflanzt.

Dabei hat die Computertechnik selbst das Potenzial, mit wenig Aufwand viel für die Umwelt zu tun. Auf der Cebit ist etwa zu sehen, wie sich mit elektronischer Hilfe die Energieversorgung eines Hauses optimieren lässt. So läuft die Waschmaschine nachts, wenn der Strom am billigsten ist, und das Bad wird erst warm, wenn der erste Bewohner aufsteht. Der koreanische Hersteller Samsung präsentiert eine neue Treibersoftware für seine Flachbildschirme, die bisher mit der besonders stromfressenden Plasmatechnik arbeiten. Das Software-Update soll nach Firmenangaben den Stromverbrauch der Bildschirme um 35 Prozent senken. TARIK AHMIA