Die Abstiegsrunde als sportliche Farce

VOLLEYBALL Viele Zweitligisten scheuen den teuren und aufwendigen Sprung in die Erste Liga

BADEN-BADEN taz | Noch sechs Spiele, dann haben es die Wuppertaler Volleyballer, die in der Bundesliga unter dem sperrigen Namen A!B!C! Titans firmieren, hinter sich. Die Erwartungen für diese sechs Spiele liegen bei null. Die an diesem Wochenende beginnenden Bundesliga-Playdowns (altdeutsch: Abstiegsrunden) werden für die Wuppertaler zur Abschiedstournee. Sportlich wirklich titanenhaft gebaggert und gepritscht haben die Wuppertaler Volleyballer selten. Bereits nach der Hauptrunde stand ihr Abstieg fest. Die Lizenz für die nächste Erstligasaison haben die Titanen erst gar nicht beantragt. Nach ihrer dritten Spielzeit im tiefsten Abstiegssumpf haben sie die Schnauze voll. „Drei Jahre gegen den Abstieg zu spielen, ist genug“, findet Titans-Manager Thomas Westhoff.

Der erste Absteiger aus der Bundesliga steht somit fest. Der zweite muss in den Playdowns noch ermittelt werden. Eigentlich – zumindest sieht es die Sportordnung der Deutschen Volleyball Liga (DVL) so vor. In dieser wird ganz klar von zwei Absteigern ausgegangen – und von zwei Aufsteigern, die diese ersetzen sollen. Das Problem: Es finden sich keine zwei Teams, die den Sprung in Liga eins wagen wollen. Den meisten scheinen sportlicher Aufwand und wirtschaftliches Risiko zu groß. Zum Stichtag 1. April hat lediglich der TSV Giesen/Hildesheim, Meister der 2. Liga Nord, die Bundesligalizenz beantragt. Alle anderen dafür in Frage kommenden Teams winkten ab. Am radikalsten die Männer von Bayer Leverkusen. Bereits in der Vorsaison hatten diese trotz Zweitligameisterschaft im Norden auf den Aufstieg verzichtet (was den damals sportlich schon damals abgestiegenen Titans Wuppertal den Klassenerhalt sicherte), nun ziehen sich die Leverkusener ganz zurück – als Vizemeister.

Thorsten Endres, Geschäftsführer der DVL, findet es zwar „hart und bedauerlich“, dass sich kein zweiter Aufsteiger finden will, wertet die Situation aber eher als Ausnahme denn als Regelfall. Allerdings muss auch er einräumen: „Der Schritt von der 2. in die 1. Liga ist groß. Nicht alle Zweitligisten sind in der Lage, ihn zu gehen.“ Wirtschaftlich, so wird in der Szene gemunkelt, kostet ein mittelklassiges Zweitligateam rund 250.000 Euro pro Saison, in Liga eins dürfte es rund das Drei- bis Vierfache sein. Aber auch Rahmenbedingungen werden festgeschrieben, unter anderem die Höhe der Hallendecke. Neun Meter muss die hoch sein. Der DVL, so Endres, sei sehr daran gelegen, den Vereinen durch die Lizenzvoraussetzungen deutlich zu machen, was in Liga eins auf sie zukommt. „Es ist doch besser, das im Vorfeld zu regeln, als dass ein Verein erst im Saisonverlauf merkt, dass er die Liga nicht stemmen kann“, sagt der DVL-Geschäftsführer.

Was die aktuelle Saison anbelangt, geht Endres weiterhin davon aus, dass alles nach Plan verläuft, auch wenn die Liga-Bosse dafür einen kleinen Zaubertrick zur Anwendung bringen müssten, schon um die Playdowns nicht zur Farce werden zu lassen. „Es wird neben Wuppertal einen zweiten Absteiger geben“, stellt Endres fest. Neben den Titans aus Wuppertal wäre das derzeit der TV Bühl, vor zwei Spielzeiten erst aufgestiegen. Das Erstliga-Ende müsste das für die Badener allerdings nicht bedeuten. Die Liga, so Endres, sei schließlich „grundsätzlich auf zwölf Teams ausgerichtet“. Und: „Uns liegen zwölf Lizenzmeldungen vor.“ Was das aller Voraussicht nach bedeuten wird, deutet der DVL-Geschäftsführer bislang nur sachte an. „Der zweite Absteiger muss darauf hoffen, dass der Ligavorstand ihn in der Ersten Liga belässt“, sagt Endres. FRANK KETTERER