Nicht die Zeit für Kartoffelsuppen

ORTSTERMIN Kanzlerin Angela Merkel gibt sich beim „Cicero“-Foyergespräch routiniert souverän

Angela Merkel stellte gleich zu Beginn größtmöglichen Spielraum her: „Ich rede mit Ihnen, worüber Sie wollen.“ Eine großartige Vorlage. Das Magazin Cicero hatte am Mittwochabend ins Berliner Ensemble eingeladen, um mit der Bundeskanzlerin „auf dem Höhepunkt ihrer Macht“ zu sprechen.

Das klang nach Schlagabtausch. Es wurde nichts Rechtes daraus. Das lag nicht an Merkel und nur mittelbar an ihren Gesprächspartnern. Die Lage ist ernst. Gerade schickt die Bundesregierung sich an, Waffen in den Nordirak zu schicken. Worüber also soll man reden? Nicht über ihr Kartoffelsuppen-Rezept.

Und so kam es, dass der Abend zu einer Art Regierungspressekonferenz geriet. Eine Pressekonferenz, bei der die Chefin routiniert Antworten absonderte, die wiederum vom Publikum dankbar aufgenommen wurden. Wann immer Merkel sich locker machte, setzte es Applaus, den herzlich zu nennen noch untertrieben ist.

Cicero-Chefredakteur Christoph Schwennicke und Kolumnist Frank A. Meyer schritten mit Merkel Frage für Frage die Welt von heute ab. Sie fragten sie nach ihrem „besonderen Draht“ zu Wladimir Putin. „Ich hab erst mal ’ne ganz normale Telefonverbindung zu ihm“, antwortete Merkel.

Die schmeichelhaft vorgetragene Frage nach ihrem Status als „mächtigste Frau der Welt“ parierte sie: „Es gibt aber auch viele mächtige Männer, ne?“ Am Ende durfte das Publikum noch drei Fragen stellen. Auf die besorgte Frage einer Frau, was sie für ihre Entspannung tue – „Machen Sie Yoga, meditieren Sie?“ –, erklärte sie ihr Wochenendprinzip.

Wenn sie sich am Samstagnachmittag gegen 16 Uhr anschicke, ihr Büro zu verlassen, werde sie gefragt, ob sie losmüsse zum nächsten Termin. Und dann sage sie nachdrücklich: „Ich muss nicht zum nächsten Termin. Ich muss jetzt nach Hause. Man muss auch mal nach Hause, weil man sonst nicht fröhlich sein kann.“ ANJA MAIER