Ägypten verhaftet Biopionier

ÖKOMARKT Dem Chef der bekannten Sekem-Gruppe, Helmy Abouleish, wird Untreue vorgeworfen

BERLIN taz | Der Geschäftsführer des ägyptischen Vorzeige-Biounternehmens Sekem, Helmy Abouleish, ist verhaftet worden. „Er sitzt seit dem 29. März in Kairo in Untersuchungshaft“, sagte der deutsche Sprecher von Sekem, Bijan Kafi, am Montag der taz. Abouleish werde vor allem vorgeworfen, Geld des Entwicklungsfonds IMC veruntreut zu haben. Der IMC wird von der EU, dem ägyptischen Staat und der örtlichen Wirtschaft finanziert. Der 49-Jährige war 2006 bis 2008 Geschäftsführer des IMC.

Die Sekem-Gruppe ist mit rund 1.900 Mitarbeitern einer der größten Bioproduzenten Ägyptens. Es beliefert zum Beispiel Deutschlands wichtigste Ökosupermarktkette Alnatura und den Drogeriefilialisten DM mit Baby- und Kleinkindtextilien aus biologisch-dynamisch angebauter Baumwolle. Helmy Abouleishs Vater Ibrahim gründete Sekem 1977, wofür er 2003 den Alternativen Nobelpreis erhielt.

Sohn Helmy wies den Verdacht gegen sich in einer schriftlichen Mitteilung zurück: „Der Fall wurde in den letzten Wochen gründlich durch eine vom Staatsanwalt berufene Expertenkommission geprüft, mit dem Ergebnis, dass im abschließenden Bericht alle Vorwürfe als ausgeräumt angesehen wurden.“

Firmensprecher Kafi konnte nicht erklären, warum der Sekem-Chef dennoch in Haft genommen wurde, und eine Stellungnahme der Staatsanwaltschaft lag zunächst nicht vor. Abouleish räumte allerdings ein, dass er „engen Kontakt zu hochrangigen Beamten und Ministern gepflegt“ habe. Dies falle nach dem Machtwechsel in Ägypten auf ihn zurück.  J. MAURIN