Sauberes Netzwerk

BENNY ADRION Der Panter Preisträger von 2006 kämpft für gutes Trinkwasser – weltweit

Das Jahr 2006 hätte für Benny Adrion ein Jahr der Depression sein können, musste der damals 25-Jährige doch eher unfreiwillig seine Karriere als Mittelfeldstar des FC St. Pauli beenden. Aber statt sich der Niedergeschlagenheit zu ergeben, trieb er sein Wasserhilfsprojekt „Viva con Agua de Sankt Pauli“ voran.

Alles begann 2005 bei einem Trainingslager des FC St. Pauli auf Kuba. Dort erfuhr er von der prekären Wasserversorgung Havannas; so beschloss er kurzerhand, etwas zu tun. Sein Ziel war es, 120 Kindergärten und Schulen in Havanna mit antibakteriellen Trinkwasserspendern auszustatten. Er vernetzte sich mit der Welthungerhilfe, sensibilisierte den FC St. Pauli und sammelte Spenden. Mit Erfolg, nicht nur für die BewohnerInnen Havannas, denn im Herbst 2006 wählte die Panter-Jury Benny Adrion zu ihrem Preisträger. Die 5.000 Euro Preisgeld wurden sogleich für Tiefwasserbrunnen in Äthiopien eingesetzt.

Seitdem ist enorm viel passiert. „Aus ‚Viva con Agua‘ ist etwas geworden, was wir uns zum damaligen Zeitpunkt gar nicht vorstellen konnten. Ein Netzwerk ist gewachsen, über St. Pauli, über Deutschland hinaus“, berichtet Benny Adrion. Dabei war der Kurs des Vereins intern nicht unumstritten, einige befürchteten eine Kommerzialisierung, als eine GmbH gegründet wurde, um Mineralwasser vertreiben zu können.

„Wir wollten den VerbraucherInnen eine soziale Alternative bieten und zugleich marktwirtschaftlich arbeiten, um die Gewinne in unsere Projekte stecken zu können.“ Mittlerweile steht das Mineralwasser des Vereins in fast jedem Supermarkt, nur nicht bei Rewe. „Die wollten von uns Geld haben, bevor sie uns in ihr Sortiment aufnehmen, aber so was machen wir nicht“, erklärt Adrion. „Bei uns steht das soziale Engagement im Vordergrund.“

Eine Haltung, die auch die Berlinale, Deutschlands größtes Filmfestival, überzeugte, weshalb man schon seit fünf Jahren mit „Viva Con Agua“ kooperiert. Adrion und sein Verein haben noch viel vor und wollen ihre Arbeit nun auf die internationale Ebene bringen. „ ‚Wasser für alle‘ ist unsere Botschaft.“ Während sich der frühere Mittelfeldstar zu einem klugen Aktivisten weiterentwickelt, sieht er die Zukunft des FC St. Pauli mit sachter Skepsis: „Ich glaube, dass dieser Verein viel mehr repräsentieren kann als nur Fußball.“MANUEL SCHUBERT