Verfrühter Osterhase

Sie haben wegen der Heizkostenabrechnung Trouble mit Ihrem Vermieter? Es drücken Sie Schulden? Dann werfen Sie doch einfach einmal ein paar Eier auf bekannte Politchargen. Doch bitte nicht (mehr) auf den Bundespräsidenten. Denn auf Attacken gegen deutsche Staatsoberhäupter hat ein Mann seit 2002 das Monopol: Adrian V. (48) aus Offenbach.

Jetzt schlug der Familienvater (zwei Kinder) wieder zu. In Wiesbaden. Das Gelbe und das Weiße der von ihm auf Bundespräsident Christian Wulff (CDU) geschleuderten Hühnereier trafen diesen am Jackett. Und auch der hessische Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU) bekam Spritzer auf die Hose ab. Verletzt wurden beide Politiker nicht.

Natürlich hat der aus Rumänien stammende Deutsche einen an der Waffel. Schon im November 2002 nämlich warf der Ingenieur dem inzwischen verstorbenen damaligen Bundespräsidenten Johannes Rau (SPD) in Gießen Zeitungsausschnitte an den Kopf. „Fehler bei der Nebenkostenabrechnung“ hätten ihn zu seiner Tat animiert, sagte er nach seiner Überwältigung durch Bodyguards. Die „Diagnose“ der Bundespolizei: harmloser Irrer. Adrian V. durfte wieder heimgehen.

Fünf Jahre lang hielt er sich zurück. Doch im Oktober 2007 war es dann wieder so weit. Wegen „Schulden“, und weil er sich in einem Zivilprozess „schlecht behandelt“ fühlte, sprang er den vorletzten Bundespräsidenten Horst Köhler (CDU) auf dem Frankfurter Paulsplatz von hinten an. Köhlers Leibwächter überwältigten den Angreifer umgehend. Er habe doch „nur reden wollen“, sagte er nach seiner vorübergehenden Festnahme. Mit 40 Stunden gemeinnütziger Arbeit sah ein Amtsgericht die Tat gesühnt.

Und jetzt, nach dem dritten Angriff von Adrian V. auf einen Bundespräsidenten? Vielleicht muss er nun tatsächlich ein paar Wochen im Knast verbringen. Oder er wird als nicht zurechnungsfähig eingestuft. Anderswo würde ein Wiederholungstäter, der Staatspräsidenten attackiert, sicher lebenslang einfahren, etwa in den Staaten oder in Russland. Oder gleich einen Kopf kürzer gemacht (China, Saudi-Arabien etc.). Deutschland, die unaufgeregte Republik. Wie schön. KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT