Comic statt Chanukka-Leuchter

Neues Jüdisches Museum in München eröffnet. Ude: Stadt ist Zentrum jüdischen Lebens

MÜNCHEN taz ■ Keine erdrückenden Exponate werde es geben, hat Münchens Oberbürgermeister Christian Ude (SPD) angekündigt, als er gestern das Jüdische Museum eröffnete. „Schlicht, weil es sie nicht gibt.“ Und in der Tat wird der Besucher des neuen Museums nicht von einer Chanukka-Sammlung überwältigt, sondern vielmehr von der Comicfigur Josef Rabinovich begrüßt.

Rabinovich, der russische Jude, der in der Ausstellung wandgroß mit beißendem Humor München erklärt, steht stellvertretend für die Stadt, die so viel mit dem deutschen Judentum zu tun hat wie kaum eine andere. Vom Schriftsteller Thomas Mann bis zu Charlotte Knobloch, der Vorsitzenden des Zentralrats der Juden, spannt sich der Bogen. Und natürlich auch von Joseph Goebbels, der 1938 in München den Pogrom ausrief, über Adolf Hitler bis zum Neonazi Thorsten Wiese, der ein Attentat auf das neue Gebäudeensemble geplant hatte. München, das ist eine Stadt, in der vor dem Dritten Reich 12.000 Juden lebten – und inzwischen wieder 9.000 eine Heimat gefunden haben. In München strandeten nach 1945 zehntausende Displaced Persons aus Mittel- und Osteuropa, hier begann auch die Auswanderung gen Palästina.

Seit gestern nun ist das jüdische Zentrum am Jakobsplatz vollendet. Die Synagoge und das Gemeindezentrum mit einer gemischt-religiösen Grundschule werden ergänzt von einem städtisch organisierten Museum, das über das jüdische Leben der Vergangenheit, aber auch der Gegenwart Zeugnis gibt. „Das sind unterschiedliche Akzentuierungen und unterschiedliche Zielsetzungen“, sagte Ude gestern. „Aber in der Summe ergänzen sie sich hervorragend.“ Jetzt gebe es in München ein jüdisches Zentrum, jetzt könne München aber auch endgültig als Zentrum für jüdisches Leben verstanden werden. MAX HÄGLER