Eine Schule zum Komischsein

AUSBILDUNG Ende September eröffnet in Hamburg die erste Schule für Comedy. Die Teilnehmer lernen witzige Texte zu schreiben und sprechen. Perspektivisch soll eine richtige Ausbildung entstehen

„Comedy ist wie Schauspiel ein Handwerk. Theoretisch kann es jeder erlernen“

Jan Harries, Mitgründer der Comedy Schule Hamburg

VON KEILA ECKERLEBEN SCHMITZ

Witzig sein, das ist eine hohe Kunst, eine Gabe die nicht jedem gegeben ist. „Stimmt nicht. Witzig sein kann jeder lernen“, sagen die Gründer der ersten deutschen Schule für Comedy. An der Bildungsstätte, die am 30. September eröffnet, wird in drei Monaten das Handwerk des Comedians erlernt.

Teilnehmen kann im Prinzip jeder, der möchte. Der Lehrgang findet unter dem Dach der Hamburger Schule für Schauspiel statt, die dieses neue Projekt gemeinsam mit der Firma JWH Entertainment anbietet.

Zwei Mal pro Woche wird es ab 19 Uhr Unterricht im Witzigsein geben. Durch die späte Uhrzeit bis in den Abend sollen auch Schüler und Berufstätige an dem Lehrgang teilnehmen können. „Der Jüngste, der bisher mitmachen möchte, ist ein 15-jähriger Schüler. Auch ein Rentner interessiert sich für den Lehrgang. Jeder kann mitmachen“, sagt Jan Harries, Mitgründer der Schule. Die Teilnahme an dem Comedian-Lehrgang kostet pro Monat 200 Euro.

Am Unterhaltungsfaktor, davon sind die Macher überzeugt, kann man arbeiten. „Viele denken mitunter naiv, wenn man mal auf Parties ein Paar Witze erzählt, dann ist man schon ein Comedian“, sagt Harries. Es brauche aber bestimmte Qualitäten und Kompetenzen um das als Beruf machen zu können. Am Ende jedes Lehrgangs sollen die künftigen Comedians ein selbst erstelltes, zehnminütiges Programm vorführen können.

Im ersten Lehrgang werden im Wesentlichen Bühnenpräsenz und Schreiben geschult. Comedians und Schauspieler bringen den Schülern als Dozenten ihre Tricks bei. Einer davon ist Cem-Ali Gültekin, Kreativleiter und Mitgründer der Schule. Der Darsteller ist unter anderem für die NDR Satiresendung „Extra 3“ als Außenreporter unterwegs.

Da man als Comedian nie so recht wissen kann, wie das Publikum reagiert, wird auch Improvisation gelehrt. Das sieht dann zum Beispiel so aus: Zwei Leute erzählen sich eine Geschichte. Einer beginnt jedes Wort mit dem Buchstaben „S“, der andere mit dem Buchstaben „M“. So entstehen schnell lustige Wortkreationen. Auch Sprachtraining und andere Methoden des Schauspiels werden den Schülern beigebracht.

Pro Lehrgang ist zudem geplant, dass je ein bekannter Comedian den Schülern Einblicke in das Berufsfeld und hinter die Kulissen geben wird. Sebastian Schnoy, der unter anderem im Quatsch Comedy Club auftritt, wird der Erste sein.

Die Idee eine Comedy-Schule zu eröffnen, sei durch eine hohe Nachfrage an Comedians entstanden, so Mitgründer Harries. Seine Kreativagentur JWH Entertainment bietet unterschiedliche Comedy-Programme in Hamburg, Berlin, Köln, München und Dresden an. Unter anderem gibt es Comedy-Bustouren, eine Verbindung von Comedy und Sightseeing. „Der Comedian muss immer ein Auge draußen, außerhalb des Busses haben, um den Gag im richtigen Moment zu setzen“, sagt Harries. „Timing ist eine ganz wichtige Sache um Menschen zum Lachen zu bringen.“ Auf der Suche nach geeigneten Comedians habe seine Agentur festgestellt, dass es zwar eine große Nachfrage aber nur wenig Qualifikationsangebote für Comedians gibt.

Auch die Bundesagentur für Arbeit bestätigt eine erhöhte Nachfrage: „Comedians und Entertainer liegen bei Veranstaltern im Trend und werden regelmäßig neben Musikern oder Artisten gebucht“, sagt Sprecher Marcel Schmutzler. Neben kurzfristigen Engagements würden auch langfristige Jobs vermittelt. Schmutzler glaubt eine Erklärung für die Nachfrage zu haben: „Der Erfolg zahlreicher Comedyshows im Fernsehen hat sicher dazu beigetragen.“

Das Ziel der Schule für Comedy ist, bis 2016 einen staatlich anerkannten Abschluss für den Beruf des Comedian zu schaffen. Dazu soll eine professionelle Ausbildungsstrategie entwickelt werden. Zwar gibt es in Deutschland bereits einige Comedy-Workshops oder Clownschulen, aber eine richtige Ausbildung zum Comedian noch nicht.

Um die Voraussetzungen für eine staatliche Anerkennung zu schaffen, wolle die Schule erst einmal ein paar Erfahrungen sammeln, sagt Harries. Sollte es diese in Zukunft geben, könnten die Teilnehmer dann Bafög bekommen oder eventuell eine Förderung der Arbeitsagentur.

Die Schule für Comedy plant im Falle einer solchen Anerkennung eine sechsmonatige Ausbildung in Vollzeit. An einem detaillierten Konzept arbeite man noch, heißt es.

Bis es so weit ist, kann man in der Schule an der Oelkersallee das Handwerk zum Witzigsein einfach schon mal erproben.