Vom Rad her denken

VERKEHR Mehr Platz fürs Fahrrad, fordern BUND und ADFC – auf der Straße wie in den Köpfen der Planer

Die eifrig radfahrenden BremerInnen ersparen ihrer Stadt jeden Tag 350.000 Autofahrten. Das rechneten gestern der Umweltverband BUND und der Allgemeine Deutsche Fahrradclub (ADFC) vor. Jeder vierte Weg innerhalb Bremens werde bereits mit dem Fahrrad zurückgelegt – deutlich mehr, als anderswo. Gemessen daran friste das Rad bei Verkehrsplanung und -politik Bremens immer noch ein Schattendasein, kritisierte ADFC-Landesgeschäftsführer Klaus-Peter Land. Im Verkehrsressort kümmert sich bisher eine einzige Person um den Radverkehr.

Verkehrspolitik sei ein Hauptthema der kommenden Legislatur, sagte Georg Wietschorke vom Bremer BUND: „Die Förderung des Radverkehrs muss dabei ganz oben auf die Tagesordnung.“ Sie sei der Schlüssel für eine menschenfreundliche, klimaschützende und nachhaltige Mobilität in der Stadt.

Wietschorke zufolge geht es nicht darum, das Auto zu verteufeln, wohl aber um eine „Neuaufteilung des Stadtraums“. Die Prioritäten müssten sich ändern, auch in den Köpfen der Stadt- und VerkehrsplanerInnen. Dass, wie in der Überseestadt geschehen, breite Straßen für kaum vorhandenen Autoverkehr asphaltiert würden, während sich Tausende von RadfahrerInnen auf der Hauptroute Richtung Überseehafen durch enge Metallbügel, über Bordsteine oder gegen die Fahrtrichtung einer Auto-Abbiegespur schlängeln müssten, dürfe nicht mehr passieren. Auf den Rad-Hauptachsen, darunter die Bismarckstraße, die Bürgermeister-Smidt-Straße und der Weg zur Uni, müsse es deutlich breitere Radfahrspuren, Vorfahrtsregelungen und fahrradfreundliche Kreuzungen geben. Vorbild könnte Kopenhagen sein: Dank konsequenter Erleichterungen für den Radverkehr hat dieser dort schon heute einen Anteil von 40 Prozent.

Noch deutlich mehr als bisher fördern könnte die Politik nach Ansicht der Verbände auch das Carsharing sowie die zentrale Belieferung der Geschäfte durch wenige Citylogistik-LKW. Dieses in der Innenstadt bereits erfolgreich praktizierte Modell vermeide jeden Tag über 100 LKW-Fahrten in die Stadt. Nötig sei ferner eine langfristige Planung, um den Schienengüterverkehr um die Stadt herum zu leiten.

Im Bau- und Verkehrsressort hieß es, ein „integriertes Gesamtkonzept“ für den Verkehr sei für die nächste Legislatur geplant. Die Investitionen in den Radverkehr habe man bereits verdoppelt – auf 600.000 Euro im Jahr. SIM