verkehrsunfall-statistik
: Strukturopfer Radfahrer

Überproportional mehr Unfälle mit FahrradfahrerInnen – das verkündet Innensenator Thomas Röwekamp (CDU) und hat die Schuldigen auch gleich gefunden: die RadfahrerInnen, die sich nicht an Verkehrsregeln halten. Ihnen soll die Polizei nun Manieren beibringen.

KOMMENTAR VON ARMIN SIMON

Das aber geht am eigentlichen Problem vorbei. Denn die „Regelverstöße“, die Röwekamp schärfer verfolgen will, sind nur allzuoft der systematischen Missachtung von RadfahrerInnen bei der Verkehrsplanung geschuldet. Wer auf dem Radweg hintereinander an drei Fahrradampeln warten muss, um eine einzige Straße samt Abbiegerspuren zu überqueren, der ignoriert die roten Lichter einfach irgendwann – oder fährt gleich auf der linken Seite der Straße. Wer Einmündungen baut, an denen Autofahrer querende Radwege missachten, muss sich über Sturzflüge auf Kühlerhauben nicht wundern. Und wer jahrelang Lkws ohne Spezialspiegel toleriert, nimmt Tote-Winkel-Opfer billigend in Kauf.

Dies ist kein Plädoyer für Fahrradfahren ohne Licht oder für Radler-Rowdietum. Aber statt nach mehr Polizei zu rufen, könnte Röwekamp seine Statistik auch mal der AG Radverkehr vorstellen. Die sitzt beim Verkehrssenator – und ist für Verkehrsplanung zuständig.