Folterer von ehemaliger Geisel erkannt

FRANKREICH Einer der Attentäter auf die Synagoge in Brüssel soll zuvor in Syrien Gefangene gefoltert haben

PARIS afp | Der im April aus der Geiselhaft in Syrien freigekommene Franzose Nicolas Hénin war während seiner Gefangenschaft unter anderem in den Händen des mutmaßlichen Angreifers des Jüdischen Museums in Brüssel. Er und seine drei Mitgefangenen hätten Mehdi Nemmouche nach dessen Festnahme Ende Mai auf Fotos erkannt, schrieb der Journalist in einem Artikel am Samstag auf der Webseite des Magazins Le Point. Nemmouche, der mehr als ein Jahr lang in Syrien gekämpft hatte, sei von Juli bis Dezember 2013 einer seiner Bewacher gewesen. Er sei angsteinflößend und sehr gewalttätig gewesen.

„Wenn Nemmouche gerade nicht sang, folterte er“, schrieb Hénin in dem Artikel. „Er war Teil einer kleinen Gruppe Franzosen, die mit ihren Besuchen die rund 50 Syrer in den benachbarten Zellen terrorisierten.“ Jeden Abend habe es Schläge gegeben.

Nach Angaben von Le Point hatte Hénin eigentlich nicht mit den Informationen an die Öffentlichkeit gehen wollen, um die verbleibenden westlichen Geiseln in Syrien zu schützen. Demnach reagierte er mit der Veröffentlichung auf einen Bericht der Tageszeitung Le Monde, wonach Nemmouche für die Gruppe Islamischer Staat (IS) westliche Geiseln in seiner Gewalt hatte. Frankreichs Innenminister Bernard Cazeneuve zufolge lassen Geheimdienstinformationen darauf schließen, dass Nemmouche einer der Geiselnehmer der vier französischen Journalisten war.

Nemmouche wird vorgeworfen, im Mai im Jüdischen Museum in Brüssel vier Menschen getötet zu haben. Der Franzose wurde zwei Wochen später festgenommen und nach Belgien ausgeliefert. Hénin und seine drei Kollegen waren im April aus der Geiselhaft freigelassen worden. Hénins Anwältin Marie-Laure Ingouf sagte, alle vier Journalisten hätten Nemmouche zweifelsfrei auf Fotos erkannt.