Esther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Die wahrscheinlich komischste Komödie, die jemals über das Theater geschrieben wurde, ist der Schwank der Gebrüder Schönthan über einen Schmierentheaterdirektor namens Striese und seine mannigfaltigen Schwierigkeiten bei der Aufführung eines schaurigen Historienschinkens mit dem Titel „Der Raub der Sabinerinnen“. Katharina Thalbach hat sich bereits des Öfteren als Großmeisterin mehr oder weniger subtiler Brachialkomik bewiesen. Nicht zuletzt in Stücken, wo sie in Personalunion Regisseurin und Akteurin ist. So auch in ihrer Inszenierung der Gründerzeitkomödie, wo La Thalbach unter anderem auch den Striese spielt, seit der Uraufführung des Stücks im Jahr 1884 sozusagen Synonym für alle Schmierentheaterdirektoren dieser Welt. Am revolutionären 1. Mai kommt der Abend zünftig im Theater am Kurfürstendamm heraus. Der 1. Mai, das war dereinst der internationale Kampftag der Arbeiterklasse. Als der Kommunismus noch jung und voller Hoffnung auf den historischen Sieg war. „Treffen sich zwei alte Kommunisten“ heißt ein theatrales Forschungsprojekt, das die beiden Performer Martin Clausen und Anna Schmidt ab Freitag in der Vierten Welt am Kottbusser Tor vorführen werden. Entwickelt wurden diese sehr speziellen Erinnerungen an eine vergangene Zukunft von Theaterdokumentaristin Konstanze Schmitt. In einer anderen dokumentarischen Tiefenbohrung befasst sich Stefan Kaegi von Rimini Protokoll mit Personen, deren Biografien vom Erdöl und der Suche danach geprägt worden sind. Für „Bodenprobe Kasachstan“ hat Kaegi zu diesem Zweck ein Jahr lang nach Menschen gesucht, nach „Ich-Erzählern des Öls“, deren Geschichten er auf dem Theater zu einer narrativen Pipeline über das Öl miteinander verknüpfen kann. Ob und wie das gelang, ist ab morgen im HAU2 zu betrachten.

■ „Der Raub der Sabinerinnen“: Theater am Ku’damm, ab Sonntag

■ „Treffen sich zwei alte Kommunisten“: Vierte Welt, ab Freitag

■ „Bodenprobe Kasachstan“: HAU2, ab Mittwoch