Übersetzung aus dem Bürokratendeutschen

JOBCENTER „Irren ist amtlich“: auf Tour mit dem Beratungsbus des Arbeitslosenzentrums

Das junge Mädchen mit den dunklen Augen lispelt ein bisschen, als sie dem Mann in der schwarzen Jacke von ihren Sorgen erzählt. Lisa G. möchte eine Ausbildung zur Kosmetikerin machen. Dafür braucht sie Geld – das ihre Familie nicht hat. Den Antrag auf Kostenübernahme, den die Jugendliche deshalb stellte, hat das Jobcenter abgelehnt. Aus ihrer Tasche kramt sie die Unterlagen heraus und gibt sie dem Mann.

Sein Name ist Frank Steger, er koordiniert das dreiköpfige Team des Beratungsbusses, der seit zwei Wochen die Berliner Jobcenter anfährt – noch bis zum 26. September. Auf seiner Tour macht der Bus mit dem Slogan „Irren ist amtlich – Beratung kann helfen“ an allen zwölf Jobcentern Berlins Halt. Vor Ort beantworten SozialarbeiterInnen und FachanwältInnen drängende Fragen zum Thema Arbeitslosengeld II, überprüfen Bescheide und informieren über die rechtliche Lage.

„Das deutsche Recht ist überaus kompliziert. Dazu kommt, dass der Gesetzgeber ständig irgendetwas verändert“, sagt Steger, der auch Vorstandsmitglied des Berliner Arbeitslosenzentrums (BALZ) ist, das das Projekt vor sieben Jahren ins Leben gerufen hat. Man wolle die Leute informieren und beraten, denn nicht immer funktioniere die Kommunikation zwischen Jobcenter und dessen Klienten, so Steger. Seit 2007 ist der Bus, der komplett durch Spenden finanziert wird, sechs Wochen pro Jahr im Stadtgebiet unterwegs.

Das silberne Beratungsmobil hat am Hintereingang des Jobcenters Neukölln geparkt. Von gegenüber dröhnt Baulärm, die Berater müssen fast schreien, damit man sie verstehen kann. Lisa G. ist mit ihrer Mutter Beate gekommen – vom Amt fühlten sich die beiden nicht gut beraten. Frank Steger informiert sie über Möglichkeiten wie die Beantragung von Kinder- oder Wohngeld. Brigitte Rahim von der Besonderen Sozialen Wohnhilfe Neukölln, die neben Stegner Leute berät, ist verärgert: „Den Leuten wird gar nicht richtig zugehört“, sagt sie. Alles müsse „schnell, schnell“ gehen. Davon erzählt auch Lisas Mutter Beate. Oft käme sie mit mehreren Anliegen ins Jobcenter. „Die hören dann gar nicht zu. Und von den drei Sachen, wegen denen ich gekommen bin, schreiben sie immer nur eine auf.“

Auch heute hat sie neben der Finanzierung für die Ausbildung ihrer Tochter noch zwei weitere Anliegen: Das Jobcenter zahle zu wenig Miete. Und für die Stromrechnung, erzählt sie, schon seit Februar gar nichts mehr. Nun drohe Vattenfall, ihr den Strom abzustellen. Warum die Zahlungen eingestellt wurden, wisse sie nicht.

Die Bescheide, die die Betroffenen erhalten, sind meist nur schwer verständlich. „Bürokratendeutsch“, sagt Brigitte Rahim. „Ich würde mir eine vereinfachte Sprache wünschen.“ Frank Steger kritisiert außerdem, dass aus den Bescheiden nicht ersichtlich wird, „wie die Jobcenter die Leistungen berechnen“. Das werfe viele Fragen auf. Immerhin: die neue Software „Allegro“ löst seit Mitte August Schritt für Schritt das alte Programm A2LL in den Jobcentern ab, berichtet Steger. Damit solle die Berechnung der Leistungen übersichtlicher und transparenter werden. LISA OPITZ