„Ich bin ein konservativer Wähler“

THÜRINGEN Die Landtagswahl steht vor der Tür. Der Aktivist Dirk Meisgeier ist eigentlich ganz zufrieden mit der Politik im Land – aber ein paar Wünsche hat er dennoch, zum Beispiel in der Familienpolitik

■ 31, gründete die Initiative „Masse-Gegen-Trasse“ mit, die gegen die Süd-Ost-Stromtrasse von Sachsen-Anhalt nach Bayern kämpft.

taz: Herr Meisgeier, gehen Sie wählen?

Dirk Meisgeier: Aber selbstverständlich. So können die Bürger die Verwirklichung ihrer Vorstellungen beeinflussen.

Was würden Sie denn gerne verwirklicht sehen?

Für uns als junge Familie im ländlichen Raum ist es wichtig, dass Familien mehr Unterstützung erhalten. Immerhin sind Kinder die Zukunft unseres Landes. Diese Mehrbelastung sollte daher vergütet werden. Kurz: eine interessante und attraktive Familienpolitik.

Und diese Familienpolitik sehen Sie momentan nicht verwirklicht?

Doch. Familien werden hier in Thüringen überhaupt nicht benachteiligt. Man muss jedoch ständig das Ohr an der Masse haben.

Was sind aus Ihrer Sicht die Hauptprobleme Thüringens?

Ich persönlich halte es für nicht vermittelbar, wenn Schüler dem Leistungsdruck völlig entzogen werden. Vorschläge verschiedener Fraktionen zur Entziehung der Noten aus dem Bildungssystem in unteren Klassen kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Außerdem ist für uns im ländlichen Raum wichtig, dass dieser nicht unberücksichtigt bleibt. Man hat manchmal das Gefühl, dass die Achse Gera-Jena-Weimar-Erfurt-Eisenach das Einzige ist, was Thüringen darstellt.

Was hat denn Ihre Region demgegenüber zu bieten?

Wir sind das Kerngebiet des Thüringer Meers. Hier gibt es lebhaften Tourismus und große Agrarbetriebe, die das Landschaftsbild prägen. Hier spielen althergebrachte Strukturen und die Dorfgemeinschaft noch eine große Rolle, die Nachbarn reichen sich hier noch die Hand.

Sie sind Mitbegründer einer Initiative gegen die geplante Gleichstromtrasse durch Thüringen. Zufrieden mit der politischen Unterstützung?

Wir bekommen über Fraktionsgrenzen hinweg Unterstützung. Wir sehen, dass die Trasse durch den Saale-Orla-Kreis nicht akzeptiert wird. Die Ablehnung reicht von Landräten über Landtagsabgeordnete bis zu Bürgermeistern.

Hört sich an, als wären Sie ganz zufrieden. Wissen Sie denn schon, wen Sie wählen?

Ja, das weiß ich. Ich würde mich als konservativen Wähler beschreiben. Wir habe im Zuge des Widerstands gegen die Trasse Dinge erlebt, die mir gezeigt haben, wen ich wählen kann und wen nicht. INTERVIEW: GIL SHOHAT