„Ängste thematisieren“

Diskussion zur Arbeitnehmerfreizügigkeit in der EU

■ 44, ist Politkwissenschaftler. Er ist seit 2008 Leiter des Regionalbüros Hamburg, Bremen und Schleswig-Holstein der Friedrich-Ebert-Stiftung.

taz: Herr Hurrelbrink, worüber genau diskutieren Sie heute Abend?

Peter Hurrelbrink: Ab 1. Mai wird die volle Arbeitnehmerfreizügigkeit für Arbeitskräfte aus Litauen, Polen, Estland, Lettland, Slowenien, der Slowakei, Tschechien und Ungarn eingeführt. Dies bedeutet, dass Arbeitnehmer aus diesen Ländern in allen anderen EU-Staaten unter gleichen Bedingungen arbeiten dürfen wie einheimische Arbeitnehmer. Die Arbeitnehmerfreizügigkeit ist ein europäisches Grundrecht und wir möchten auf die Chancen und Risiken aufmerksam machen.

Welche Reaktionen erwarten Sie?

In der Diskussion in Deutschland standen bisher eher die Risiken im Vordergrund. Es wird befürchtet, dass es eine massive Zuwanderung im Niedriglohnsektor geben wird und dass das Lohnniveau absinken wird.

Wie sollte aus Ihrer mit diesen Befürchtungen umgegangen werden?

Es ist wichtig, die Ängste in der Bevölkerung offen zu thematisieren. Beim Thema Europa ist rhetorisch immer jeder dafür und wenn es konkret wird, haben viele Angst. Veränderungen werden eher mit Sorgen betrachtet.

Wie wird denn, sagen wir: in Polen über das Thema diskutiert?

Frau Viola Krizak von der Deutsch-Polnischen Gesellschaft sagte zu mir, dass über das Thema in Polen kaum gesprochen wird. Das würde das Bild, dass jetzt in Polen alle darauf warten, in Deutschland arbeiten zu können, klar widerlegen.

INTERVIEW: JUM

Podiumsdiskussion mit Andrzej Osiak (polnischer Generalkonsul), Wolfgang Rose (Ver.di-Landeschef Hamburg), Alexander Spermann (Randstad Deutschland) und Rolf Steil (Arbeitsagentur Hamburg): 19 Uhr, Museum der Arbeit. Eintritt frei