NRW, oberprima

Landeskabinett berät Reform der Sekundarstufe: Jahrgänge sollen wieder lateinisch gezählt werden

DÜSSELDORF taz ■ Nordrhein-Westfalens Landesregierung will an weiterführenden Schulen zur lateinischen Zählweise zurückkehren. Eine ministerielle Arbeitsgruppe hat eine entsprechende Beschlussvorlage vorbereitet, die am Sonntag auf einer außerordentlichen Kabinettssitzung beraten wird. In dem der taz vorliegenden Papier heißt es, „die Rückkehr zur lateinischen Zählweise ab der Sekundarstufe stärkt eine Schule, die auf Leistung setzt und auf Traditionen.“ NRW sei zudem erst in den 1970ern von der klassischen Zählweise abgerückt.

Stimmt das Kabinett zu, soll in Modellschulen ab August in die Sexta, statt in die 5. Klasse eingeschult werden. 2008 soll das System flächendeckend gelten, so dass 2016 wieder „Oberprimaner“ das Abitur „bauen“.

Schulministerin Barbara Sommer (CDU) macht sich für den Vorschlag stark: „Unser Schulsystem braucht eine Rückbesinnung auf Stärken statt neue Schulformdebatten“, zitiert die Vorlage die Ministerin. Mit der klassischen Bezeichnung der Jahrgangsstufen will Schwarz-Gelb ein schulpolitisches Zeichen zu setzen wie schon bei der Rückkehr zu Kopfnoten und Ziffernzeugnissen in der Grundschule.

Während der Philologenverband positiv auf Quinta und Quarta reagiert, lehnen Verband Bildung Erziehung (VBE), GEW und die Opposition den Vorstoß ab. Der VBE-Vorsitzender Udo Beckmann sagt zur taz: „Der Roll-Back muss aufgehalten werden.“ Andreas Meyer-Lauber, GEW-Landesvorsitzender, zeigt sich bestürzt: „Wenn es nicht so traurig wäre, könnte man es für einen Aprilscherz halten“. Die grüne Schulpolitikerin Sigrid Beer empört sich: Statt die soziale Bildungsschere zu schließen, werde die Renaissance der Paukanstalt eingeleitet. „Wann kommt der Rohrstock zurück?!“ PAN