OLMERTS EINLADUNG NACH ISRAEL ZEUGT VOM TAUWETTER IN NAHOST
: Die Geste zählt

Dass Israels Ministerpräsident Ehud Olmert die arabischen Staatschefs zum Friedensgipfel eingeladen hat, ist eine kleine Sensation. Wie ernst es ihm damit ist und ob es wirklich dazu kommt, ist dabei nicht entscheidend. Die Geste an sich zählt. Denn noch nie hat sich ein israelischer Regierungschef vor laufenden Kameras der arabischen Seite geäußert: Es wäre doch nett, wenn wir bald mal ins Gespräch kämen - bei mir oder bei euch?

Olmert muss nicht befürchten, dass der saudi-arabische König Abdullah noch diese Woche einen seiner Privatjets startklar machen lässt. Der Monarch hat tausenderlei Interessen zu berücksichtigen. Doch nach Jahren der diplomatischen Bewegungslosigkeit scheint der Nahe Osten aus der Schockstarre erwacht. Ausgerechnet Iran, das nach einer Führungsrolle in der Region strebt, hat die Suche nach einer Lösung des jahrzehntealten israelisch-arabischen Konflikts befördert. Saudi-Arabiens Friedensinitiative ist dieselbe wie vor fünf Jahren. Aber dieses Mal sieht es so aus, als ob man es tatsächlich ernst damit meint.

Vieles wird lediglich eine Gesprächsgrundlage bilden können. Ursprünglich hat die saudische Initiative gar keine Verhandlungen vorgesehen. Allerdings können die arabischen Staaten nicht erwarten, Israel eine Lösung zu diktieren – ebenso wenig wie umgekehrt. Aber immerhin ist das Zauberwort Dialog inzwischen in aller Munde.

Die Hürden für einen Friedensschluss werden deshalb nicht leichter zu überwinden sein. Jerusalem, das Rückkehrrecht für palästinensische Flüchtlinge oder die Golanhöhen – das sind die Streitfragen, deren Lösung sehr viel Kreativität und guten Willen erfordert. Aber an ein Wunder würde schon grenzen, wenn überhaupt erst einmal begonnen würde, darüber zu reden.

Bundeskanzlerin Angela Merkel ist sich darüber im Klaren. Sie hat ihre Hilfe angeboten, aber auf eine bescheidene Weise. Damit hat sie bei ihren israelischen wie arabischen Gesprächspartnern den richtigen Ton getroffen. Sie kommt gut an. So gut, dass man womöglich schon bald auf ihr Angebot zurückkommen wird. SILKE MERTINS