Um die Fässer schwappt die Lauge

ASSE Steigende Pegel im maroden Atommüllstollen. Der Betreiber dürfe die Zugänge zu den Kammern nicht zubetonieren, sagt ein Experte

Der Pegel steigt: Im Atommülllager Asse ist die eindringende Lauge nach Angaben der „Begleitgruppe“ aus Kommunalpolitikern, Verbände- und Initiativenvertretern weiter angestiegen. Teilweise soll sie nur noch fünf Zentimeter von den Atommüllabfällen entfernt sein. Das berichtete der Geochemiker Ralf Krupp auf der jüngsten Sitzung des Gremiums.

Krupp gehört einem Team von Wissenschaftlern an, das der Gruppe zuarbeitet, die beim Landkreis Wolfenbüttel angesiedelt ist. Bei seinen Aussagen beruft er sich auf Unterlagen des Bundesamtes für Strahlenschutz (BfS). Seit 2009 betreibt die Behörde das marode Bergwerk, in dem rund 126.000 Fässer mit schwach und mittelradioaktivem Müll sowie chemische Abfälle lagern. Um die Grube zu stabilisieren, lässt das BfS Hohlräume über den Einlagerungskammern, nicht mehr benötigte Stollen sowie auch Zugänge zu den Atommüllkammern betonieren.

Experten wie Krupp halten letzteres für verhängnisvoll: Wenn man die Ausgänge der Kammern zubetoniere, bestehe die Gefahr, dass sich das Wasser weiter aufstaue, warnt er. Jede Kammer müsse einen Ablauf behalten. „Es macht einen Unterschied, ob ein Rinnsal über die Fässer läuft oder ob sie unter Wasser geraten.“

Die Lauge ist höchstens leicht radioaktiv belastet und läuft aus dem unterirdischen Gebirge in die Asse – täglich rund 12.000 Liter. Ein großer Teil der Flüssigkeit wird an die Oberfläche befördert und anschließend in einem stillgelegten Bergwerk bei Celle verklappt.

Auch Robin Wood fordert vom BfS, die Zubetonierung der Zugänge zu den Atommüllkammern rückgängig zu machen, um eine ordentliche Drainage wiederherzustellen und die Kammern besser überwachen zu können. Der Energiereferent der Umweltschutzorganisation, Tobias Darge, argwöhnt, „unter dem Deckmantel der Notfallvorsorge“ verfolge das BfS das alte Konzept der Flutung, während die Rückholung des Mülls „nur schleppend vorankommt“.

Das BfS nahm auf taz-Anfrage nicht detailliert Stellung. Es gebe in der Asse, sagte Sprecherin Ina Stelljes, „nichts Neues“.  RP