Nino Haratischwili, Autorin
: Lektorin in eigener Sache

■ Jahrgang 1983, stammt aus Tiflis, ist Autorin und Regisseurin und lebt in Hamburg.Foto: dpa

Obwohl noch nicht einmal dreißig Jahre jung, ist Nino Haratischwili schon eine alte Theaterhäsin. Bereits zehn ihrer Stücke sind uraufgeführt und das Deutsche Theater in Göttingen hat sie als Hausautorin engagiert. Am Wochenende war die Uraufführung ihres neuen Stücks „Das Leben der Fische“. Die Dramatikerin verwebt darin zwei vertrackte Liebesgeschichten miteinander. Regie hat sie selbst geführt.

Nino Haratischwili, 1983 in der georgischen Hauptstadt Tiflis geboren, lernte früh als zweite Sprache Deutsch. Ihre Eltern schickten sie auf eine alternative, zweisprachige Schule. Nino begann schon als Mädchen zu schreiben: „Ich wollte Dinge verstehen … Und vor allem meine Gefühle zum Ausdruck bringen“, schreibt sie in einem E-Mail-Interview. Schon auf der Schule gründete sie „Das Fliedertheater“. Um professioneller inszenieren zu lernen, studierte sie nach dem Abi Filmregie – aber die Liebe zum Theater überwog. In Hamburg führte sie ihr Studium im Theaterfach weiter und debutierte 2006 mit ihrem Theaterstück „Z“.

Eine Quelle ihrer Produktivität ist ihre Offenheit: „Es gibt unzählige Themen, die mich beschäftigen. Ich schreibe oft sehr schnell, rauschhaft und das Bearbeiten, Lektorieren dauert oft länger, als das Schreiben.“ Dieses Bearbeiten führt die Regisseurin Haratischwili fort, wenn sie ein Stück der Autorin Haratischwili inszeniert. Den Vorteil, ein eigenes Stück auf die Bühne zu schaufeln, sieht sie darin, „dass ich grobschlächtiger, freier mit meinen eigenen Texten umgehen kann; ich habe weniger Respekt vor eigenen Texten als vor fremden – das ermöglicht mir eine große Freiheit.“

Der Kritik, ihr neues Stück „Das Leben der Fische“ wirke in seiner Textfassung mit seinen Liebesgeschichten zu privat, zu wenig aktuell, hält sie entgegen: „Ich schreibe grundsätzlich nichts, um an irgendwelchen Moden, Aktualitäten, Tagesschauthemen anzuknüpfen. Ich suche das Persönliche am Schreiben.“

Als Hausautorin am Deutschen Theater fühlt sie sich wohl, sie hatte für die Inszenierung ihres neuen Stücks sechs Wochen Probenzeit – nicht schlecht. „Ich habe wunderbare Schauspieler“, schwärmt sie „und spüre ein großes Vertrauen vom Haus aus – was mir viel bedeutet.“

Zu ihrer Heimat Georgien habe sie ein gespaltenes Verhältnis, schreibt Nino Haratischwili: „Ich liebe meine Heimat und rege mich aber genauso leidenschaftlich über sie auf.“ Aller Voraussicht nach kann Haratischwili, die in Hamburg lebt und arbeitet, in diesem Jahr zum ersten Mal an einer professionellen georgischen Bühne inszenieren – was sie „sehr aufregend“ findet.

ULRICH FISCHER

nächste Aufführungen: 6., 17. und 20. Mai, jeweils 19:45 Uhr