EU gestattet Jagd auf Wale

OZEANE Brüssel kommt dem Wunsch Dänemarks entgegen, vor den grönländischen Küsten Wale jagen zu dürfen. Auch Japan ist scharf auf das Fleisch der Meeressäuger

Im Südatlantik soll künftig ein Schutzgebiet entstehen

VON REINHARD WOLFF

STOCKHOLM taz | Japans Walfänger geben nicht auf. Trotz der Entscheidung des Internationalen Gerichtshofs in Den Haag im März, der Japan zwang, seinen „wissenschaftlichen Walfang“ in den Gewässern vor der Antarktis einzustellen, will Tokio nun die Genehmigung für eine Waljagd unter dem gleichen Deckmäntelchen haben. Der Entwurf eines entsprechenden Forschungsprogramms steht auf der Agenda der Jahrestagung der Internationalen Walfangkommission IWC, die am Montag in Portoroz, einem slowenischen Badeort an der Adria, beginnt.

Das Thema ist delikat für die IWC. In der Entscheidung des Gerichtshofs über die Rechtswidrigkeit des japanischen Walfang-Programms kam nämlich auch deutliche Kritik an der Kommission zum Ausdruck, diesen pseudowissenschaftlichen Walfang in der Vergangenheit allzu leichtfertig abgesegnet zu haben. Neuseeland, das zusammen mit Australien das Verfahren gegen Japan vor dem Gericht in Den Haag betrieben hatte, hat der jetzigen IWC-Tagung deshalb auch einen Resolutionsentwurf vorgelegt, wonach die Kommission in Zukunft grundsätzlich keinerlei Genehmigungen für wissenschaftlichen Walfang mehr erteilen darf, die dem Gerichtshofurteil zuwiderlaufen würden.

Während wohl unklar ist, ob diese Resolution die erforderliche Mehrheit bekommt, hat sich eine weitere Streitfrage offenbar entspannt: die über den Walfang der indigenen Völker und hier vor allem Grönlands. Vor zwei Jahren hatte die IWC Grönland eine Verlängerung der entsprechenden Fanggenehmigung verweigert, weil das Walfleisch nicht wie gefordert nur der Ernährung der eigenen Bevölkerung diene, sondern auch beispielsweise an Touristen verkauft werde. Grönland jagte daraufhin ohne IWC-Genehmigung weiter innerhalb der vom dänischen Mutterland erlaubten Quote. Und Dänemark drohte mit dem Austritt aus der Kommission.

Nun hat man sich innerhalb der EU geeinigt. Die EU-Länder haben eine gemeinsame Resolution vorgelegt, die den grönländischen Walfang im Prinzip absegnet, aber eine genaue Kontrolle und regelmäßige Überprüfung der Fangquoten fordert. Im Gegenzug hat Dänemark seine Ankündigung massiv erhöhter Fanggenehmigungen nicht wahr gemacht und möchte – abgesehen von minimalen Änderungen – eine Festschreibung der bisherigen Quoten bis 2018 haben.

Walschutzorganisationen gefällt diese Einigung allerdings gar nicht, und sie sprechen von einer schleichenden Aufweichung des 1982 beschlossenen Walfangmoratoriums. In diesem Zusammenhang beklagt Sandra Altherr von Pro Wildlife auch, dass der „Walfang in Europa immer weiter eskaliert“. Tatsächlich hat Norwegen in diesem Jahr so viele Zwergwale getötet wie seit 1993 nicht mehr, und Island erlaubt die Jagd auf die bedrohten Finnwale, deren Fleisch nach Japan verkauft wird.

Einen Fortschritt gibt es aber in Portoroz: Es soll endlich ein Walschutzgebiet im Südatlantik eingerichtet werden.

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