Baba Zula: Gecekondu
: Lärm der Vorstädte

Das Wort „Gecekondu“ bedeutet „über Nacht erbaut“ und bezieht sich auf die Armensiedlungen, die sich in den letzten 40 Jahren um türkische Metropolen wie Istanbul und Ankara ausgebreitet haben.

Baba Zula bestehen aus dem Sänger Murat Ertel, der auch die Electro-Saz spielt, dem Schlagzeuger Levent Akman und dem Darbuka-Trommler Cosar Kamci. Sie werfen sie sich gerne in ausgefallene Kostüme, tragen Sonnenbrillen zum Fez oder gleich ein ganzes Dschingis-Khan-Outfit. In Fatih Akins Musikdoku „Crossing the Bridge“ hatte das schrille Trio einen Auftritt auf einem Boot auf dem Bosporus.

Bei Baba Zula treffen der psychedelische Rock der 70er Jahre auf Bauchtanz-Rhythmen, Dada auf Dub, Komik auf Krach. Auf ihrem neuen Album „Gecekondu“, das dem Lärm der Vorstädte gewidmet ist, erinnert die Klarinette an den Einfluss der türkischen Zigeuner, die Ney-Flöte an die Tradition der Sufi-Derwische und Holzlöffel an die schamanistischen Ursprünge der türkischen Musik. Einlullende Melodien der Elektro-Saz und Bauchtanz-Beats mischen sich so, von pulsierenden Dub-Rhythmen umwölkt, zu einer urbanen Kakofonie des modernen Istanbuls.

(Essay Recordings)