ESPACE SURPLUS
: Prunkvolle Vergangenheit im Spiegel der Gegenwart

Es gibt sie noch, die historischen Orte im Zentrum, die man so nicht erwartet. Dazu gehört auf jeden Fall das Haus in der Wallstraße 85, in der einst ein Metallwarenhandel residierte und mehr an einen Ballsaal denn an ein gemeines Handwerk erinnert. Aus heutiger Perspektive aber passt der prunkvolle Ausbau, auch oder gerade weil das wertige Handwerk nahezu in Vergessenheit geraten ist und lediglich in mit Luxus verbundenen Manufakturen auflebt. Pauline Kraneis’ Raumwerk, für das sie mit dem etwa 150 Jahr alten Parkettboden arbeitet, bezaubert aber nicht nur durch die Spiegelungen der vielen Farben, die sich an den Wänden als Zeitspuren ablesen lassen. Kraneis mustert den Ort spielerisch und erklärt ihn künstlerisch. So bedeckt sie einen Teil des Parketts mit silbrigen Trittschallmatten, die eigentlich zur Schalldämmung unter das Parkett gelegt werden. Stück für Stück schneidet sie die Formen einzelner Parkettbretter heraus, bis nur noch Gerippe bleiben. Der hintere Teil des Raums wird zur Bühne, denn hier drapiert Kraneis die grafischen Ausschnitte zu Mosaiken, der Raum wird zur Theaterbühne, zum Dancefloor, der er auch mal zwischenzeitlich war. Ein wunderschönes Spiel mit Geschichte, das so kaum noch zu erleben ist. MJ

■ Bis 11. 10., Sa. 12–18 Uhr und nach Vereinbarung, Wallstr. 85