„Unterricht reicht nicht“

GAL präsentiert ihren Antrag zum Wahlrecht mit 16

■ 32, ist Vorsitzende des Landesjugendrings. Zuvor hat sie beim Jugendwerk der Arbeiterwohlfahrt gearbeitet.

taz: Frau Sammoray, die GAL möchte das Wahlrecht ab 16 einführen. Was halten Sie davon?

Julia Sammoray: Wir sehen den Vorstoß der GAL als Schritt in die richtige Richtung. Allerdings geht er uns noch nicht weit genug. Wir möchten, dass Jugendliche ab 14 Jahren wählen können. Politiker neigen dazu, Themen voranzutreiben, die ihre Wähler beschäftigen – und das sind nun mal nicht Jugendliche unter 18 Jahren. Durch das Jugendwahlrecht könnte man den Fokus der Politiker auf schul- und jugendpolitische Themen lenken.

Sie fordern also, dass Jugendliche ab 14 Jahren wählen dürfen?

Ja. Allerdings reicht es nicht aus, Jugendliche alle vier Jahre an die Urne zu schicken. Wir denken, dass Demokratie gelernt werden muss. Politikunterricht in der Schule reicht nicht. Jugendliche brauchen mehrere Anknüpfungspunkte, um ein tiefes Politikverständnis zu bekommen.

Kritiker fürchten, dass das Jugendwahlrecht extremistische Parteien stärkt.

Diese Gefahr besteht nicht, wenn man die politische Willensbildung von Jugendlichen ernst nimmt und versucht, alle Jugendlichen zu erreichen. Wir haben Jugendparlamente immer abgelehnt, weil sie diejenigen ausschließen, die das Debattieren zuhause nicht gelernt haben. Jugendliche müssen Politik selbst erproben. Dann besteht kaum Gefahr, dass sie extremistische Parteien wählen.

Ist Politikverdrossenheit von Jugendlichen noch ein Thema?

Politikverdrossenheit ist noch vorhanden. Aber nach Angaben der Shell-Jugendstudie gibt es durchaus eine Gruppe von Jugendlichen, die an Politik interessiert ist. Eine klare Prognose gibt es nicht. INTERVIEW: JUM

Die GAL stellt heute den Antrag zum Wahlrecht ab 16 vor, den sie kommende Woche in der Bürgerschaft einbringen will