Wie geht es uns, Herr Küppersbusch?

Oettinger hat die alte Legende der Union über sich selbst erzählt: Die Partei derer mit dem Trittbrett vorm Kopf will nur aus Widerständlern bestanden haben. Aber gab es eine „Arbeitsgemeinschaft kritischer Marinerichter in der NSDAP“?

Oettinger hat Filbinger einen vergesslicheren Abschied versaut. Und der Verstorbene kann sich gegen solche Diffamierungen nicht mehr wehren

Was war schlecht letzte Woche?

Luftwaffe nimmt gegen den Willen der Mehrheit am Afghanistankrieg teil.

Was wird besser in dieser?

Mehrheit nimmt gegen Willen der Luftwaffe am Frieden teil.

Hans Filbinger war gar kein Nazi und hat als Marinerichter niemand in den Tod befördern lassen, sagte Günther Oettinger bei der Trauerfeier. Muss die deutsche Geschichte jetzt umgeschrieben werden?

Nein. Noch am offenen Grab hat Oettinger den Verstorbenen gar in die Nähe von Widerständlern gerückt – jetzt, wo Filbinger sich gegen solche Diffamierungen nicht mehr wehren kann. Ich glaube, viele Filbinger-Gegner waren bereit, im Angesicht des Todes früher zu Recht Gesagtes nicht unangemessen zu strapazieren. Aus dieser Not hat Stümper Oettinger herausgeholfen – nun musste, wer bei Lampe ist, doch noch mal alles und mit nachgerade filbingeroider Gnadenlosigkeit erzählen. Oettinger hat Filbinger einen vergesslicheren Abschied versaut.

Wollte Oettinger mit dieser Geschichtsklitterung nur die Rechten in der Union wieder stärker in die Partei einbinden?

Die Rechten außerhalb wohl erst recht. Nachdem sich Oettinger, glaubt man Spiegel-Online, zwischen verschiedenen Redeentwürfen für den verlogensten entschieden hat, handelt es sich wohl um eine kalkulierte Nachricht an die Irren da draußen, nicht um ein Missverständnis.

Früher mussten Politiker, die derart die NS-Geschichte verfälschten, bald abtreten. Bislang gibt es aus der CDU aber nur die Kritik von Kanzlerin Angela Merkel. Braucht sich Günther Oettinger also gar keine Sorgen um seine politische Zukunft zu machen?

Diese Idee der „Arbeitsgemeinschaft kritischer Marinerichter in der NSDAP“ oder was immer Filbingers Widerständigkeit gewesen sein soll – knüpft an allerhand Selbstbetrug des deutschen Konservativismus an. Die Stimmen zur Ermächtigung bekam Hitler von Adenauers Zentrums-Partei. Und selbst ein Heiner Geißler dachte lieber über die Beziehung zwischen „Pazifismus und Auschwitz“ nach, als seinem Lager endlich einen eh nur noch akademischen Klärungsprozess zuzumuten. So blieb die Union die Nachfolgeorganisation derer mit dem Trittbrett vor dem Kopf. Oettinger hat die Legende der Union über sich selbst nur noch mal richtig erzählt – und dazu muss man nun mal die Geschichte verfälschen.

Der Apostolische Nuntius in Israel hat seine Teilnahme am diesjährigen Holocaust-Gedenktag in Jerusalem abgesagt, weil in der Gedenkstätte Jad Vaschem das Wirken von Papst Pius XII. im Zweiten Weltkrieg „falsch dargestellt“ werde. War der auch Widerstandskämpfer?

Der spätere Pius war noch als Nuntius am „Reichskonkordat“ beteiligt, mit dem ausgerechnet der Vatikan Hitler international vertragsfähig machte. Er war Vorbild für Hochhuths „Stellvertreter“ (hey … zusammen mit Filbinger / „Gnadenlose Juristen“ sind derzeit eh gerade Hochhuth-Wochen ?!). Und das heißt: Es ist eben keine israelische oder jüdische Thematik, wie es die katholische Kirche jetzt gern wieder darstellen möchte.

Was sollte der Papst unternehmen, der ja immerhin auch in der Hitlerjugend war. Nur in aller Ruhe seinen 80. Geburtstag feiern?

Er sollte vermeiden, hinter die Positionen zurückzufallen, die sein Vorgänger – vielleicht gegen den Widerstand seines Kardinals? – erreicht hatte in der Aussöhnung mit Israel.

In seinem neuen Buch „Jesus von Nazareth“, das heute erscheint, hat der Papst sein Herz für die Pharisäer entdeckt, weil sie dem Geist des Mitmachens widerstanden. Was kann das für die Jetztzeit bedeuten?

Na ja … „Pharisäer“-Basecaps vermutlich. Und „Kunden, die ‚Ratzinger‘ kauften, kauften auch folgende 5 Titel“ , natürlich viele Kinderkrippen namens „Zum kleinen Pharisäer“ und so.

Auch in Rheinland-Pfalz wird gefeiert: Das Bundesland wird sechzig. Was sind seine größten Verdienste?

„Rhineland-Palatinate“ klingt so ein bisschen wie „Rheinisch Palästina“, also cool für den internationalen Markt. Seine Ministerpräsidenten kann man im Alter noch Notstandsgebiete sanieren lassen (Thüringen, SPD). Mainz nimmt den Kölnern ein bisschen die Angst, ihr Karneval sei der dunkelste Abgrund der Welt. Jürgen Klopp höre ich inzwischen lieber als Netzer/Delling. Alles in allem sicher auch für die Union ein EU-Beitrittskandidat – wenn da nicht so viele Ausländer wohnten.

Und was macht Borussia Dortmund?

Bewirft einen an Tanke, Frittenbude und Reinigungsannahme mit schwarz-gelben Flyern, die zur Vereinsmitgliedschaft überreden wollen: „Welche Farbe hat dein Herz ?“ Na ja … Rot wie eure Zahlen, das passt schon.

FRAGEN: DAH