Streit um Nofretete

Ägypten droht Deutschland mit Leihgabeboykott. Berliner Museumsdirektor: Nofretete macht hier bessere Figur

Der Direktor des Ägyptischen Museums, Dietrich Wildung, hat die ägyptische Drohung im Zusammenhang mit der Büste der Königin Nofretete zurückgewiesen. Im Deutschlandradio Kultur reagierte er gestern gelassen auf die Äußerung des Chefs der ägyptischen Altertümerverwaltung, Zahi Hawwas, vom Wochenende, die künftige Kooperation mit deutschen Museen und Archäologen in Frage zu stellen und vorläufig auch keine ägyptischen Ausstellungen mehr in Deutschland zu veranstalten.

Ein Leihgabeboykott aus Ägypten würde laut Wildung gegenüber dem jetzigen Stand „keine wesentliche Veränderung“ bringen. Schließlich lebe Deutschland seit der letzten Leihgabe aus Ägypten im Jahr 1985 auch ohne solche Objekte „durchaus komfortabel und repräsentativ“. Der Berliner Museumsdirektor betonte in diesem Zusammenhang, dass es keine offiziellen Anfragen von ägyptischer Seite zur Ausleihe der 3.000 Jahre alten Kalksteinbüste gebe, die von dem Berliner Kunstmäzen James Simon nach Ausgrabungen in Ägypten 1913 vom Osmanischen Reich erworben wurde. Nach jahrzehntelanger Wanderschaft soll die Kalksteinbüste in ihr altes Zuhause, das Neue Museum, einziehen, wenn das im Wiederaufbau befindliche Haus nach den Plänen des britischen Architekten David Chipperfield fertiggestellt ist.

Nach Ansicht Wildungs würde die Nofretete-Büste im Kairoer Museum „nicht annähernd eine so gute Figur machen“ und neben den dortigen Kunstschätzen „nicht die gleiche Strahlkraft“ haben wie in Berlin.

Die Organisatoren einer Kampagne „Nofretete geht auf Reisen“, die sich für eine befristete Ausleihe der Büste auch an Ägypten ausspricht, hält jetzt vorgebrachte konservatorische Argumente gegen eine Ausleihe der Kalksteinbüste nicht für stichhaltig. Die Berliner Museen wie auch Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) hatten betont, dass eine Ausleihe schon aus diesen Gründen nicht zu verantworten sei. Das sei nicht besonders überzeugend“, betonte Anja Kuhr von der „CulturCooperation e. V.“

Sie forderte Neumann auf, ein unabhängiges Gutachten einzuholen, dessen Ergebnis zu veröffentlichen und erst dann über eine Ausleihe zu entscheiden. Sollten auch andere internationale Experten zu dem Ergebnis kommen, dass die Büste Schäden aufweist, die einen Transport tatsächlich verbieten, müssten die Berliner Museen erklären, „wie es zu den Schäden kommen konnte“. DPA