Chronologie eines Skandals

BERLIN dpa ■ Mit seiner Trauerrede für Hans Filbinger begann es, doch dann hat Günther Oettinger nachgelegt.

Am 11. April in Freiburg, Trauerrede für Filbinger:

„Hans Filbinger war kein Nationalsozialist.“

„Es gibt kein Urteil von Hans Filbinger, durch das ein Mensch sein Leben verloren hätte.“

„Er hatte nicht die Entscheidungsmacht und nicht die Entscheidungsfreiheit, die seine Kritiker ihm unterstellen.“

„Hans Filbinger ist schicksalhaft in eine Situation hineingeraten, die den Menschen heute zum Glück erspart bleibt.“

Am 12. April zum Mannheimer Sender Radio Regenbogen:

„Meine Rede war öffentlich, ernst gemeint und die bleibt so stehen.“

„Ich habe aber jetzt nicht die Absicht, einen Tag nach der Trauerfeier diese Kampagne von Rot und Grün aufzugreifen, sondern die Würde des Toten zu wahren.“

Am 14. April in einem „Offenen Brief an die Kritikerinnen und Kritiker“:

„Die Rede war in erster Linie an die Familie des Verstorbenen und an die Trauergemeinde, darunter eine große Zahl von langjährigen Freunden und Weggefährten, gerichtet.“

„Es gehört in unserem Kulturkreis zu den üblichen und angemessenen Gepflogenheiten einer Traueransprache, Verdienste und das Lebenswerk des Verstorbenen positiv zu würdigen und ihm die schwierigen Phasen seines Lebens – ohne sie zu verschweigen – nicht nachzutragen.“

„Soweit Missverständnisse in dieser Hinsicht entstanden sind, bedauere ich dies ausdrücklich.“

Am 15. April im Südwestrundfunk:

„Ich glaube, dass Hans Filbinger ein Gegner der Diktatur gewesen war.“

Am 16. April in der Bild:

„Es war nie meine Absicht, die Verfolgten und die Opfer zu verletzen. Sollte das geschehen sein, tut es mir leid. Und dafür entschuldige ich mich auch.

„Ich glaube übrigens, man sollte einen Menschen nicht sein Leben lang für Fehler verurteilen, die er möglicherweise als junger Mensch in diesem grausamen System gemacht hat.“

Am 16. April morgens am Rande der Europäischen Handwerkerkonferenz:

„Ich glaube, dass er [Filbinger, d. Red.] nicht Gegner im Sinne des Widerstands war.“

„Ich habe deutlich erklärt, dass die Wirkung der Rede mir leidtut.“

Am 16. April nachmittags vor der CDU-Präsidiumssitzung:

Ich halte meine Formulierung nicht aufrecht. Und ich bin deswegen hier, um mein Bedauern auszudrücken.“