Muktada al-Sadr setzt auf Konfrontation

Der gewiefte Taktiker hofft so, die derzeitige Schwäche der USA besser für seine Ziele nutzen zu können

Al-Sadr hatte den Fall Saddams erst begrüßt, aber sich schon bald gegen die Besatzung gewendet

KAIRO taz ■ Al-Sadr und die von ihm angeführte Mahdi-Armee spielten in den vergangenen Jahren immer wieder eine Doppelrolle. Manchmal bekämpfte er die ausländischen Truppen direkt, meist aber kooperierte er mit ihnen stillschweigend. Er wusste, wann er mehr nationalistische als islamische Predigten gegen die Besatzung zu halten hatte – in denen sich ein großer Teil der irakischen öffentlichen Meinung wiederfindet – und wann er sicherheitshalber seinen Kopf einzieht.

Dabei hat er sicherlich aus seiner persönlichen Geschichte gelernt. Muktadas Vater Großajatollah Mohammed Sadik al-Sadr und zwei seiner älteren Brüder waren 1999 von den Schergen Saddam Husseins ermordet worden. Muktada ging in den Untergrund, genauso wie er das jetzt wieder angesichts der neuen amerikanischen Sicherheitsoffensive tut. Seine Mahdi-Armee wies er an, sich momentan nicht direkt mit den US-Truppen anzulegen und ebenfalls abzutauchen.

Al-Sadr hatte den Fall Saddams erst begrüßt, aber sich schon bald gegen die Besatzung gewendet. Als der damalige Besatzungsverwalter Paul Bremer al-Sadrs Zeitung al-Hawhza al-Natika schließen ließ und US-Truppen im April 2004 auf Demonstranten schossen, die gegen die Schließung protestieren wollten, rief al-Sadr zum bewaffneten Widerstand auf. Dem Aufstand fielen damals rund 500 Menschen zum Opfer. Bremer musste die Schließung zurücknehmen.

Bei den Parlamentswahlen im Januar vergangenen Jahres schloss sich al-Sadr dann mit seinen Anhängern der schiitischen „Vereinigten irakischen Allianz“ an, einem Bündnis aus religiösen schiitischen Parteien, die die Mehrheit im Parlament und den Ministerpräsidenten stellen. Damit ließ er sich zwar erstmals ins politische System einbinden, verschaffte aber seiner Bewegung und der in seinem Namen agierenden Mahdi-Armee auch politische Deckung. Al-Sadr konnte fortan gegen die Besatzung wettern und gleichzeitig in der Regierung mit den Amerikanern zusammenarbeiten. Der Rückzug seiner Minister bedeutet, dass sich Muktada al-Sadr angesichts der amerikanischen Schwäche ausrechnet, durch einen stärkeren Konfrontationskurs mehr punkten zu können.

GAW