Konsolen-Rekruten

PROPAGANDA Die Terrororganisation „Islamischer Staat“ wirbt in dem Videospiel „GTA V“

IS will mit den Szenen die „Moral der Mudschaheddin“ stärken, so ein Sprecher gegenüber dem „Telegraph“

Der kurze Videoclip auf YouTube beginnt mit verstörenden Szenen: In Schwarz gekleidete Kämpfer bewegen sich durch die Wüste und beschießen Militärfahrzeuge. Polizisten und Soldaten werden mit mehreren Schüssen durchlöchert, in Zeitlupe wird die Gewalt glorifiziert. Im Hintergrund ist „Allahu Akbar“ („Gott ist groß“) zu hören. Am Ende des Videos erscheint das Logo des „Islamischen Staats“ (IS), daneben das Logo des Videospiel-Hits „Grand Theft Auto“ („GTA“).

Der IS bediente sich der englischsprachigen Webseite telegraph.co.uk zufolge für ihren neuen Propagandafilm an Gameplay-Szenen des Videospiels „GTA V“, um neue, vor allem junge Rekruten zu werben. Der Telegraph zitiert einen Sprecher von IS: Ziel sei es, mit den Szenen die „Moral der Mudschaheddin (Guerillagruppen) zu stärken“ und außerdem den „Kindern und Jugendlichen zu zeigen, wie man den Westen bekämpft und den Terror in die Herzen derjenigen bringt, die gegen den Islamischen Staat sind“.

„GTA V“ ist eines der erfolgreichsten Videospiele überhaupt. Der Spieler bewegt sich in einer Welt, in der er Autos klauen und Waffen benutzen kann. Die im IS-Clip dargestellten Fahrzeuge sind im Originalspiel enthalten, die schwarze Kleidung der Figuren wurde neu eingefügt.

IS zeigte sich bereits im Umgang mit Facebook, Instagram und YouTube affin und professionell. Und auch Videospiele sind in ihrer Propaganda nicht neu, berichtet newyorker.com. Ein IS-Kämpfer sagte der BBC im Juni, dass sein neues Leben besser sei als das Spiel „Call of Duty“. Auch das US-amerikanische Verteidigungsministerium hatte 2002 ein Videospiel, „Americans Army“, finanziert, um junge, intelligente Menschen anzuwerben, die reaktionsschnell sind und Technikaffinität mitbringen. Die besten Spieler werden vom Rekrutierungsangestellten des Heeres per E-Mail angeschrieben und bekommen einen Platz in der Armee angeboten.

In Bezug auf die IS-Version von „GTA 5“ geben Terrorexperten allerdings Entwarnung: Die dargestellten Inhalte in der „IS-Mod“ hätten auf junge Menschen ohne direkten Bezug zu IS keine Wirkung. Vielmehr müsse man schon eine grundsätzliche Neigung zur IS-Ideologie haben, um sich durch die Szenen beeinflussen oder gar anwerben zu lassen. DENIS GIESSLER