„Der Volkssport Laufen passt zu uns Dänen“

GÄSTE Das kleine Dänemark ist beim Berlin-Marathon traditionell stark vertreten. Eine Teilnehmerin aus dem Norden erklärt, warum

■ 51, ist Lehrerin und lebt mit ihrem Mann und drei Kindern im dänischen Aarhus. Sie startet für den Klub Aarhus 1900.

taz: Frau Lauridsen, laufen Sie zum ersten Mal beim Berlin-Marathon mit?

Bente Olivia Lauridsen: Nein, es ist morgen der zweite in Berlin und der zweite Marathon insgesamt. Ich bin schon im vergangenen Jahr hier mitgelaufen.

Warum wollten Sie unbedingt in Berlin laufen?

Dieser Marathon zählt zu den Top-Five-Rennen in der Welt, also zu den World Marathon Majors. Er ist riesengroß und hat eine tolle Atmosphäre. Alle haben mir gesagt, der Berlin-Lauf sei eine tolle Erfahrung. Das stimmt, kann ich inzwischen sagen.

Was war der beste Moment im vergangenen Jahr?

Es gab viele beste Momente. Entlang der Strecke hört man all diese Musik, all die Leute, die einen anfeuern und klatschen. Und dann ist es schön, zwischen den historischen Gebäuden zu laufen. Berlin ist super zum Laufen – auch wegen der flachen Strecke.

Am Sonntag werden exakt 3.506 Dänen durch Berlin rennen. Dänemark ist traditionell stark vertreten, auch am Streckenrand. Warum lieben die Dänen das Laufen – und das Laufen in Berlin?

Dänemark ist eine Nation von Läufern, weil man keine besonderen Voraussetzungen dafür braucht. Wenn wir Ski fahren wollen, müssen wir nach Norwegen oder Österreich fahren. Wir könnten Segeln, okay. Aber Laufen ist für jedermann und jedefrau, und es gibt kaum Altersbeschränkungen – ein solcher Volkssport passt zu uns Dänen. Ich glaube, man ist dazu geboren, Läufer oder Läuferin zu sein. Und Berlin ist für uns schnell und gut zu erreichen. Wir sind deshalb etwas traurig, dass die Startplätze inzwischen verlost werden, weil das für uns bedeutet, dass weit weniger Dänen als zuletzt in Berlin laufen.

Im vergangenen Jahr waren es noch mehr als 6.000 Teilnehmer aus Dänemark. Woran erkennt man denn den typischen dänischen Läufer?

Viele tragen T-Shirts in den Farben unserer Flagge, aber sonst haben wir keinen besonderen Style. Ich werde im Dress meines Klubs laufen. Es laufen auch noch zehn oder zwölf Freunde und Freundinnen aus meinem Verein mit.

Bringen Sie Fans mit?

Ja, zwei meiner Kinder und mein Mann kommen nach Berlin. Werden die ein Transparent oder etwas anderes für Sie dabeihaben?

Vielleicht, ja! Ich lasse mich überraschen. Was muss man denn auf der Berliner Strecke besonders beachten?

Für mich wird es die größte Herausforderung sein, meine Zeit vom letzten Jahr zu erreichen. Da bin ich 3:54 Stunden gelaufen. Das will ich noch einmal schaffen.

Was gibt Ihnen Power auf der Strecke?

Meine Willenskraft treibt mich an. Die anderen Läufer und die Musik geben einem auch Kraft. An einer Stelle beim letztjährigen Lauf habe ich gedacht, ich sollte jetzt eigentlich auch mit den Händen über dem Kopf klatschen, so begeisternd war das auf der Strecke.

Worauf freuen Sie sich am meisten beim morgigen Lauf?

Das Beste ist, wenn man es geschafft hat. Der Lauf ist ja eine riesige Herausforderung. Da ist es toll, wenn man hinterher sagen kann: Ich hab’s geschafft! INTERVIEW: JENS UTHOFF