telekom-krise
: Ein hartes Gefecht

Für zwei gute Geschäftsfreunde kommt es gerade dicke. Siemens, einst Hoflieferant der Staatspost, soll sich eine Gewerkschaft gekauft haben. Und der Nachfahre der Bundespost, die Telekom, hätte gerne so ein überschaubares Problem: Stattdessen hat es der Konzern mit Verdi-Warnstreiks zu tun. Gestern störten Gewerkschaftler die Vorständler im Ahrtal, schimpften auf die Zerschlager in den Chefetagen. Beim Umbau eines Ex-Staatsbetriebs ist die Öffentlichkeit halt immer dabei. Die klandestinen Siemens-Manager müssen hingegen Angst haben vor dem Staatsanwalt.

KOMMENTAR VON CHRISTOPH SCHURIAN

Telekom-Leiter René Oberman ängstigt – und man will es ihm fast glauben – die Zukunft des Unternehmens. Im Wettstreit um Festnetzkunden beengen die Postbeamten und insgesamt 160.000 Mitarbeiter den Preiskampf. Zuletzt verlor das Haus zwei Millionen Kunden: Die treuen mit Familienanschluss sterben weg, die jungen basteln sich Verbindungen übers Internet. Natürlich droht Verdi mit Bestreikungen der Internetsparte.

An einer Modernisierung des Unternehmens geht also kein Weg vorbei, das weiß auch Verdi. Und es wird wohl zu Lohneinbußen, zu Ausgründungen kommen – nach einem harten Gefecht. Denn die Gewerkschaft hat nur bei Telekom Einfluss in einer sonst gewerkschaftsfeindlichen Branche. Die Konzernlenker hingegen wollen auch dieses Erbe abstreifen und neue Freiheit – bis der Ermittler kommt.