Wer ist die nette Nutte?

„Anti-Goetz“ vs. „Lügeneimer“: Die Schriftsteller Rainald Goetz und Joachim Lottmann liefern sich ein Blog-Duell

Der Schriftsteller Joachim Lottmann, 51, und sein neuer taz-Blog „Auf der Borderline nachts um halb eins“ sind Thema der Woche bei Rainald Goetz, 52, und seinem renommierten vanity fair.de-„Klatschblog“ (Wikipedia). Auch die FAS hauchte vergangenen Sonntag ehrfürchtig, Lottmann sei „majestätisch ins Netz hineingeschritten“. Ihr Urteil über den neuen Blog: „Toll.“

KiWi-Autor Lottmann gilt als Erfinder der Popliteratur. Jetzt.de preist ihn als den „Alten Herrn der Borderline-Schwadronage.“ Der Blog „Borderline“ handelt von einem Ich-Erzähler, der ein neues Buch namens „Auf der Borderline nachts um halb eins“ mit einem gleichnamigen Blog zu vermarkten sucht. Dazu zieht er mit einem Foto seiner Frau durch Berlin und trifft dabei immer wieder auf die „nette Nutte“, eine spannende, neue Figur in Lottmanns literarischem Lottknapatawpha County. Das große Rätsel: Wer verbirgt sich hinter dieser Verschlüsselung?

Rainald Goetz hatte einst mit „Abfall für alle“ die Mutter aller Blogs entwickelt. Dort hatte er geschrieben, Lottmann sei der einzig wirklich böse Mensch, den er kenne. Nun schreibt er: „Hatten wir gemeinsam auf der sogenannten Lottmannborderline um halb eins uns paar Minuten nur umgesehen und absolut euphorisiert hatte ich festgestellt, ähnlich wie damals vor drei Monaten, als ich zum ersten Mal die Vanityräume betreten hatte, das ist es, das wird es, so geht es nach vorn.“ Goetz leiht sich dann (in einer literarischen Hommage?) von Lottmann dessen (fiktionale?) Superfrau Barbie aus und erzählt, dass er ihr Folgendes erzähle: „Warum Biller und Lottmann von der Liebe so wenig verstehen.“ Mit Biller könnte der Schriftsteller Maxim Biller gemeint sein (neues Buch: „Liebe heute“.) Tags drauf thematisiert Goetz den „lottmannschen Lügeneimer“, den „lottmannschen Comic-kosmos der Welt“, den „Lottmanngenerator“ und die „pararealistische Lottmannsaga“. Lottmann wiederum nennt seinen Blog interessanterweise ja auch „Anti-Goetz-Blog“.

Worum es im Einzelnen und genau geht, sollen die Germanistik-Proseminare klären. Die Blogwelt unserer Schriftsteller ist jedenfalls wunderbar. PU

Joachim Lottmann: Auf der Borderline nachts um halb eins. taz.de/blogs/