„Es gibt nicht die Utopie“

Diskussion über den kommenden Aufstand

■ 59, ist Mitbegründerin der Edition Nautilus, bei der sie bis heute als Verlegerin arbeitet und auch selber publiziert.Foto: Frank Egel/No BNQ

taz: Frau Mittelstädt, wogegen richtet sich das Manifest des „Unsichtbaren Komitees“?

Hanna Mittelstädt: Es bricht mit bestehenden Institutionen wie Parteien oder Gewerkschaften und mit dem ganzen politischen System. Die aktuelle Situation ist durchdrungen vom Kapital und der Verwertung individueller Kräfte durch den Kapitalismus. Die Autoren wollen Gemeinschaft herstellen, ohne zu vergessen, was das eigene Leben ist.

Wie soll das konkret passieren?

Basisbewegungen auf der ganzen Welt werden ihren eigenen Aufstand definieren und mit ihren Mitteln machen. Das ist auch die Schwierigkeit. Es gibt nicht das Programm oder die Utopie, sondern immer eine Neudefinition der Bedürfnisse.

Die französische Regierung sah darin einen Aufruf zum Terrorismus.

Die Militanz, die dort reingelegt wird, ist einer französischen Gruppe anzuhängen, die Leitungen einer Hochgeschwindigkeitstrasse beschädigt haben soll. Aber das Unsichtbare Komitee setzt nicht auf Gewalt. Es sagt zwar, man solle Waffen sammeln – aber die besser nicht benutzen.

Was unterscheidet das Manifest „Der kommende Aufstand“ von anderen Schriften?

Für uns als Verlag die Sprache. Die ist sehr poetisch, kein üblicher politischer Jargon. Deshalb fahren so viele darauf ab, die aus dem Kulturbereich kommen.

Dort gilt das Buch bei manchen als antidemokratisch.

Das finde ich gar nicht. Es ist doch ein Aufruf der eigenen Bedürfnisse, also nur eine andere Form von Demokratie.

INTERVIEW: VIP

Diskussion mit Karl-Heinz Dellwo (EX-RAFler), Thomas Ebermann (Grünen-Mitbegründer und Kabarettist), Andreas Blechschmidt (Rote Flora) und Hanna Mittelstädt: 21 Uhr, Golem, Große Elbstraße 14