Persönlich überzeugend
Sigrid Grönert (CDU)

5 Stimmen Das neue Wahlrecht gibt auch Kandidaten auf sonst aussichtslosen Listenplätzen eine Chance: Sammeln sie genügend persönliche Stimmen, ziehen sie trotzdem in die Bürgerschaft ein. Diese vier waren besonders erfolgreich

■ Beruf und mehr: Erwachsenenbildnerin, 51

■ Listenplatz: 25 – „weil andere, die schon mal kandidiert haben, sich das Recht erworben hatten, weiter vorne zu sein“

■ Stimmen (bis Di 18 Uhr): 1.714

■ größter politischer Erfolg: Passus im CDU-Grundsatzprogramm, dass sich die Partei bemüht, ca. 50 Prozent der Listenplätze an Frauen zu vergeben (was bei dieser Wahl aber nicht geklappt hat)

■ Wahlkampf-Motto: „Politik mit Hand und Herz“

■ Hauptthema: christliche Werte

■ Heimspiel: Paulusgemeinde Habenhausen, Frauen-Union

■ Wahlkampf-Hits: 1. Brief an alle Haushalte in Habenhausen; 2. gutes Netzwerk (Ketten-E-Mails, Mundpropaganda)

■ Finger weg von: Plakaten und Zeitungsanzeigen – „entweder man hat Menschen, die hinter einem stehen, oder eben nicht“

■ Undercover: Söhne warben eifrig auf Facebook für sie – Grönert selbst ist dort gar nicht aktiv

■ ein Ziel: gute Initiativen im sozialen Bereich finanziell absichern, anderen die Mittel streichen

■ Unruhefaktor Fraktion: gering

Elombo Bolayela (SPD)

■ Beruf und mehr: Baumarkt-Facharbeiter, 45, kam einst als Asylbewerber nach Deutschland

■ Listenplatz: 41 – denn „ich krieg’ ja nie was geschenkt“

■ Stimmen (bis Di 18 Uhr): 2.809

■ größter politischer Erfolg: zieht als erster Abgeordneter mit schwarzer Hautfarbe in die Bürgerschaft ein – „Das zeigt, man kann was werden hier.“

■ Wahlkampfmotto: „Ich mache mit! Du auch?!“

■ Hauptthema: Vereinbarkeit von Familie und Beruf

■ Heimspiel: große Community von BremerInnen aller Schichten, Nationalitäten und Herkünfte; KirchgängerInnen, Baumarkt-KundInnen

■ Wahlkampf-Hits: 1. „Ich war überall“; 2. interkulturelles Fest mit Jugendlichen im Bürgerhaus Oslebshausen

■ Misserfolg: Veranstaltung, zu der fast keiner kommt

■ ungenutzt: kein ausgefeiltes Wahlkampf-Konzept

■ Undercover: viele haben für seinen Erfolg gebetet

■ Ziel: Frauen, die Familie gründen, sollen wieder problemlos in den Beruf einsteigen können

■ Unruhefaktor Fraktion: gering

Cindi Tuncel (Die Linke)

■ Beruf und mehr: Sozialarbeiter, 34, Projekt „Sport gegen Gewalt, Intoleranz und Rassismus“

■ Listenplatz: 10 – „Ich hatte keine große Community hinter mir“

■ Stimmen: (bis Di 18 Uhr): 2.171

■ größter politischer Erfolg: Jugendbeirat Osterholz aufgebaut

■ Wahlkampf-Motto: „Druck machen. Links wählen!“

■ Hauptthema: „Ich grenze niemanden aus.“

■ Heimspiel: HiphopperInnen & RapperInnen, FußballerInnen, Jugendtreff Blockdiek

■ Wahlkampf-Hits: 1. gründet eine Facebook-Gruppe mit zuletzt 830 Mitgliedern; 2. 5.000 Folder, die „nur persönlich weitergegeben“ wurden; 3. am Wahlsonntag alle Nummern im Handy durchtelefoniert: „Geht wählen!“

■ Finger weg von: Flyer in Briefkästen – „das bringt nix“

■ Undercover: 1. ein Bekannter erfährt Samstagnachts von T.s Kandidatur, ruft sofort unzählige Freunde an; 2. „Ich seh’ gut aus.“

■ ein Ziel: MigrantInnen sollen unabhängig von ihrer Herkunft den Beirat mitwählen dürfen

■ Unruhefaktor Fraktion: ohnehin hoch

Mustafa Öztürk (Grüne)

■ Beruf und mehr: Politologe und Kaufmann, seit 2007 Bürgerschaftsabgeordneter, 37

■ Listenplatz: 24 – „es ist auch ein bisschen Glückssache, wo man zum Zuge kommt“

S■ timmen (bis Di 18 Uhr): 3.437

■ Größter politischer Erfolg: mehr als 100 manipulierte Spielautomaten werden abgeräumt, illegale Wettbüros geschlossen

■ Heimspiel: Gemüseladen- und Viertelpublikum

■ Wahlkampf-Hits: 1. 23.000 Flyer selbst verteilt (v.a. Briefkästen) und ausgelegt, 200 Plakate; 2. „jeden Tag auf Achse“

■ Finger weg von: offensiven Flyern – „nicht jeder möchte sich politisch volltexten lassen“

■ Themen: Kinder und Jugendliche, Sport, Datenschutz

■ Undercover: zwei Politologen-Geschwister und gute Freunde hinterm Gemüsetresen

■ Ziel: Menschen, die Umgang mit Kindern und Jugendlichen haben, sollen ein erweitertes Führungszeugnis vorlegen, aus dem hervorgeht, ob sie Sexual- oder Gewaltstraftaten verübt haben

■ Weitere Ziele: „Müssen wir erst im Koalitionsvertrag festzurren“

■ Unruhefaktor Fraktion: mittel

ARMIN SIMON