„Weder Fisch noch Fleisch“

AFD Der Journalist Kai Budler beleuchtet Entwicklungen am rechten politischen Rand

■ 46, ist Journalist und schreibt unter anderem für Blick nach rechts und die taz zum Thema Rechtsextremismus.

taz: Herr Budler, ist der ständige Medienrummel nicht die beste Werbung, die die AfD bekommen kann?

Kai Budler: Bei einer Partei, die gerade erst offiziell gegründet wurde und bereits solch ehrbare Ergebnisse einfährt, ist der Medienrummel kein Wunder. Ich glaube nicht, dass er falsch ist, weil er die Partei aufwertet, sondern weil er keine umfassende Analyse liefert.

Dann kommen wir doch zur Analyse: Ist die AfD gefährlich?

Ich halte die AfD nicht für eine rechtsextreme Partei wie die NPD. Das zu sagen wäre falsch und würde Grenzen verwischen. Die AfD ist in meinen Augen deshalb gefährlich, weil sie in der gegenwärtigen Situation als Türöffnerin nach rechts fungiert: Sie bedient sich ähnlicher Stichworte und eines ähnlichen Vokabulars. Das haben wir in den Landtagswahlkämpfen gesehen. AfD und NPD sind teilweise mit den selben Themen in den Wahlkampf getreten und haben rassistische Ressentiments bedient.

Waren Sie überrascht über die Wahlergebnisse um 10 Prozent?

Bereits zu Zeiten der Sarrazin-Debatte zeichnete sich laut Umfragen die Bereitschaft ab, eine rechtspopulistische Partei zu wählen. Ich glaube, die AfD ist deshalb so beliebt, weil sie weder Fisch noch Fleisch ist. Sie ist eine sehr uneindeutige Partei, die sich unideologisch gibt.

Wie reagiert die NPD?

Die Ergebnisse der NPD gehen auch bei guten Ergebnissen für die AfD nicht zwangsläufig zurück. Innerhalb der extremen Rechten selbst wird darauf verwiesen, nicht die „Fälschung“, sondern das „Original“ zu wählen – die NPD.

Sehen Sie die Gefahr einer Gewöhnung an rechte Inhalte?

Die tritt ein, wenn rechtspopulistische Elemente von den übrigen demokratischen Parteien aufgenommen werden. Man erinnere sich an die Europawahl, wo die AfD den Slogan „Wir sind nicht das Weltsozialamt“ geprägt hat, welches letztlich auch von Seehofer und Angela Merkel aufgegriffen worden ist. So etwas verschiebt die Diskurse nach rechts.

Was tun?

Will man das am Beispiel der AfD zeigen, dann lohnt es sich etwa, das Parteiprogramm anzusehen, die Positionen herauszuarbeiten und zu zeigen, was sich dahinter eigentlich verbirgt. Wir haben es mit einer Partei zu tun, deren Kernpunkt Nationalismus ist. Darauf sollte sich der Medienrummel auch beziehen. INTERVIEW: FAL

Vortrag und Diskussion „Rechtsruck in Deutschland? Etabliert sich die AfD nach den Landtagswahlen?“: 19.30 Uhr, Curio-Haus