IM TÜRSTEHERMILIEU
: Mitfeiern

Bob solle sich bloß nicht zu erkennen geben

Vor dem Bassy steht ein Türsteher. Er ist dreifacher Zopfträger. Hinten einen und vorne zwei. Die hat sich der Türsteher in den Bart gezwirbelt. Er hat ein schwarzes Jackett an, eine große Gürtelschnalle und Cowboystiefel. Ich frage ihn, ob er aus dem „Türstehermilieu“ kommt, von dem ich schon viel gehört habe, aber er sagt nur, dass da „nur Scheiße“ erzählt wird, und natürlich, wenn ich meine Zigarette aufgeraucht hätte, könne ich reingehen.

Gerade bugsiert die Kassiererin einen Punk wieder zurück auf die Straße, weil der ein fremdes Bier in der Hand hält. Sie zählt dem Dreizopftürsteher die Getränkekarte auf, nur ohne Preise, um ihm zu beweisen, dass das, was der Punk gerade an den Hals setzt, nicht aus dem Laden stammen kann. Türsteher müssen ganz schön viel wissen. Aber was macht der Punk auf einer Dylan-Geburtstagsfeier, frage ich mich, und warum steht ein Dreizopftürsteher vor der Tür?

Viele Künstler aus aller Welt, die es nach Berlin verschlagen hat, weil es hier billig ist, spielen Dylan zu Ehren, so gut es geht, ein paar Dylan-Songs nach. Die durch den Abend führende Moderatorin sagt, sie sei Wiglaf Droste, aber sie wirkt dabei nicht sehr glaubwürdig. Sie trägt schwarze Lederstiefel und Hotpants. Ich glaube, Dylan hätte das nicht gutgeheißen. Sehr häufig gebraucht sie das Wort „amazing“. Auch ich finde hier alles sehr amazing. Zum Beispiel den Punk, der immer wieder seine rechte Faust in die stickige Luft schleudert. Oder die drei Jungs mit groß karierten Holzfällerhemden, die alle Liedtexte mitschmettern, was für einige Dylan-Song-Spieler etwas irritierend ist, denn die müssen im Unterschied zu den Jungs die Dylan-Lyrik oft vom Blatt absingen. Der Moderator sagt, man habe „Bob“ eingeladen, aber er solle sich auf keinen Fall zu erkennen geben. Das, glaube ich, hätte der Moderator nicht extra betonen müssen. KLAUS BITTERMANN