Zu knapp bemessenes Zeitfenster

S-BAHN Verzögerungen bei Umbauarbeiten sorgten am Ostkreuz für einen verlängerten Pendelverkehr

Seit Donnerstag mussten S-Bahn-Fahrer rund um das Ostkreuz mit Einschränkungen rechnen. Grund sind Umbauarbeiten an der Schaltzentrale dort, eine wichtige Etappe im Gesamtprozess des langjährigen Bauprojekts Ostkreuz. Dabei wurde in Richtung Zentrum ein Pendelverkehr auf einem Gleis eingerichtet, der Betrieb Richtung Osten nach Lichtenberg wurde gänzlich auf Ersatzbusse übertragen. Montagnacht sollte die Ausnahmesituation eigentlich enden.

Weil es jedoch bei den Arbeiten zu Komplikationen bei der Neuherstellung und Prüfung der Signale kam, konnte dieses Ziel nicht erreicht werden. „Da klassischerweise ein enges Zeitfenster kalkuliert wird, haben Verzögerungen und Fehleranalysen darin kaum Platz, und die Arbeit bei rollendem Betrieb ist sehr kompliziert“, sagt Michael Baufeld von DB Projektbau, dem verantwortlichen Bauträger. Er geht aber davon aus, dass Dienstagfrüh „im Interesse aller Beteiligten“ alles wieder seinen gewohnten Gang gehe.

Erst in der Nacht zum Montag konnte der Bauträger der S-Bahn die Verzögerungen bei der Arbeit mitteilen. So kam es gestern für viele Fahrgäste überraschend, dass der Zugverkehr weiterhin nur eingeschränkt stattfand.

Auch die S-Bahn war über die kurzfristige Mitteilung über den Verzug bei den Umbauarbeiten überrascht. Sie versuchte die Fahrgäste per App und mit Servicepersonal zu informieren und stellte wieder Ersatzbusse bereit.

Aber besonders die BVG hatte am U-Bahnhof Lichtenberg mit einem hohen Fahrgastaufkommen in den Morgenstunden zu kämpfen – für viele Pendler eine nahegelegene Alternative auf ihrem Weg ins Zentrum. „So spontan konnten wir keine zusätzlichen Züge auf der Linie U5 dazwischenschieben“, sagt eine Sprecherin der Berliner Verkehrsbetriebe. „Es ist natürlich ärgerlich, wenn Fahrgäste nicht mehr in die vollen Züge einsteigen können und dann auf den nächsten warten müssen.“

Seit 2006 wird am Bahnhof Ostkreuz gebaut, 2017 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Die Kosten betragen mehr als 400 Millionen Euro. Nach Stuttgart 21 gilt der Bahnhof Ostkreuz als zweitkomplizierteste innerstädtische Gleisbaustelle Deutschlands. JACOB TROMMER