Zwei Mann für Mauss

Nah am Bürger: CDU-Sicherheitsexperte Bosbach und NRW-Finanzminister Linssen telefonierten wegen der Steuerprobleme des Agenten Werner Mauss – und bestreiten eine Sonderbehandlung

Geboren: 11.2.1940, Essen Beruf: Geheimagent Arbeitgeber: BND, BKA, Bundesregierung, Mannesmann Berühmte Missionen: Schwer geheim. Zugeschrieben werden Mauss unter anderem die Mitarbeit an einem Sprengstoffanschlag auf die Justizvollzugsanstalt Celle („Celler Loch“), die Suche nach den Seveso-Giften und dem Kölner Domschatz, Verhandlungen mit Geiselnehmern in Kolumbien und auf den Philippinen, Übernachtung im Genfer Hotel „Beau Rivage“ in der Nacht des Barschel-Selbstmords. Die Focus-Fehde: Der Ex-Agent und das Magazin sind sich in Abneigung verbunden. Werner Mauss hat Strafanzeige gegen den Focus-Redakteur Josef Hufelschulte erstattet, weil er sich von diesem erpresst fühlt. Nach Aussage von Mauss hat der wegen seiner BND-Kontakte kritisierte Hufelschulte ihm damit gedroht, eine gegenüber dem BKA gemachte Aussage über Geschäfte arabischer Terroristen zu veröffentlichen. Mauss sollte die Informationen für 5.000 Euro „vom Markt kaufen“.

VON KLAUS JANSEN

Der Mann hat Dschungel-Erfahrung und saß bereits mit der kolumbianischen Guerilla an einem Tisch. Mit dem Dickicht der nordrhein-westfälischen Finanzverwaltung hingegen wollte sich der frühere Geheimagent Werner Mauss lieber nicht anlegen. Weil der ehemalige BND-Mann über den Bundestagsabgeordneten Wolfgang Bosbach bei NRW-Finanzminister Helmut Linssen gegen eine angekündigte Steuerprüfung des Finanzamts Essen interveniert haben soll, stehen die beiden Unionspolitiker nun in der Kritik.

Einem Bericht des Focus zufolge soll Mauss Bosbach darum gebeten haben, die Durchsuchung seines Hauses im Hunsrück durch ein Gespräch mit Linssen zu verhindern – der Agent fürchtete demnach, dass die Steuerfahnder geheime Unterlagen konfiszieren oder an die Medien weiterleiten könnten. Eine Sprecherin Linssens bestätigte der taz gestern, dass das von Mauss gewünschte Telefonat tatsächlich statt gefunden hat: „Herr Bosbach hat mit dem Minister über den Fall Mauss gesprochen“, sagte sie. „Herr Linssen hat den Fall an die Steuerabteilung weiter geleitet, wie er es bei jedem anderen Bürger auch getan hätte.“ Weitere Details wolle Linssen aus Respekt vor dem Steuergeheimnis nicht preisgeben.

Bosbach selbst wollte sich gestern nicht zu seinem Einsatz für Mauss äußern. Ein Mitarbeiter seines Berliner Büros bezeichnete es jedoch als „nicht außergewöhnlich“, dass sich der Abgeordnete persönlich um den Fall gekümmert habe. „Die Sache ist kompliziert und Bosbach und Linssen kennen sich seit langem. Da ist es am einfachsten, kurz selbst anzurufen“, sagte er.

Die Opposition im Düsseldorfer Landtag sieht das anders. „Es ist nicht Aufgabe von Abgeordneten, sich in die Arbeit der Steuerbehörden einzumischen“, sagte der grüne Finanzpolitiker Rüdigel Sagel. Es dürfe nicht der Eindruck entstehen, dass Prominente beim nordrhein-westfälischen Finanzministerium eine „Sonderbehandlung“ bekommen könnten. Sagel verwies auf den Fall der Erben des Multi-Milliardärs Friedrich Karl Flick, denen das Land aufgrund von Versäumnissen der Behörden 75 Millionen Euro Steuerschulden zurückerstatten musste. „Linssen hat sich auch da mit Hinweis auf das Steuergeheimnis herausgeredet. Das ist sehr fragwürdig“, sagte Sagel. Aufklärung verlangte auch die SPD-Finanzexpertin Gisela Walsken – allerdings nannte sie es „völlig undenkbar“, dass Linssen den Steuerfahndern Vorgaben gemacht habe. „Er weiss, dass ihm so etwas den Kopf kosten würde“, sagte sie.

Ob die Betriebsprüfung bei Mauss mittlerweile erfolgt ist, ließ das nordrhein-westfälische Finanzministerium gestern übrigens offen. Dies sei – selbstverständlich – geheim.