Ein Volk in drei Ländern

KURDEN Auch innere Rivalitäten verhindern Bildung eines gemeinsamen Staates der durch Kultur und Sprache verbundenen Nation

BERLIN taz | Die meisten der 25 bis 30 Millionen Kurden sind sunnitische Muslime, es gibt unter ihnen aber auch Aleviten, Jesiden, Christen und Juden. Sie alle sind durch die gemeinsame Kultur und Sprache verbunden.

In der Türkei gibt es Kurden sowohl im Südosten des Landes als auch in Metropolen wie Istanbul, Izmir und Ankara. Lange wurden sie unterdrückt, sogar ihre Sprache war verboten. 1984 bis 2013 führte die von Abdullah Öcalan geführte Kurdische Arbeiterpartei (PKK) einen bewaffneten Kampf gegen den türkischen Staat. 35.000 Menschen kamen ums Leben. Im Zuge der EU-Beitrittsverhandlungen erhielten die türkischen Kurden mehr Rechte. Premier Erdogan leitete einen Friedensprozess mit der PKK ein, der 2013 zu einem Waffenstillstand führte.

Auch im Irak gab es immer wieder kurdische Aufstände. Nach dem Golfkrieg von 1991 erklärte die UN den Norden des Landes zur Schutzzone, um die Kurden vor Saddam Hussein zu schützen. 2003 unterstützen sie den Krieg der USA gegen den Diktator. Heute ist Masud Barzani Präsident einer autonomen kurdischen Region, Dschalal Talabani seit 2005 erstes kurdisches Staatsoberhaupt des Irak.

In Syrien verfolgt das Regime eine Politik der Zwangsarabisierung, um die Demografie in den kurdischen Gebieten zu verändern. Gleichzeitig gewährte Diktator Hafiz al-Assad der PKK Zuflucht und ließ ihre Kämpfer für den Kampf in der Türkei ausbilden. Seit dem Aufstand gegen Baschar al-Assad ab März 2011 konnte die mit der PKK verbündete Partei der Demokratischen Union (PYD) im Norden Syriens eine Selbstverwaltung aufbauen. Weil sie sich nicht der Freien Syrischen Armee anschloss und von Assads Armee weitgehend verschont wurde, werfen ihr manche eine heimliche Zusammenarbeit mit dem Regime vor.

Von einem gemeinsamen Staat träumen viele Kurden, seit 1923 die heutigen Grenzen der Region gezogen wurden. Dem stehen auch innerkurdische Rivalitäten im Wege. BAX