Ergebnislose Spurensuche

EHEC Fahndung nach der Erregerquelle läuft fieberhaft. Unter Verdacht stehen ein Lübecker Restaurant, Sprossen und Biogasanlagen. Warnung vor Gurken bleibt bestehen

„Ob sie nun alle Salat gegessen haben, das weiß ich nicht“, sagt der Wirt aus Lübeck

VON HEIKE HAARHOFF

BERLIN taz | Mehr als einen Monat nach Beginn der Erkrankungswelle mit dem Darmkeim Ehec ist weiterhin unklar, aus welcher Quelle der Erreger stammt und wie er sich ausbreiten konnte. Ins Visier der ermittelnden Behörden ist jetzt ein Restaurant in Lübeck geraten, in dem sich im Mai bis zu 17 Menschen infiziert haben könnten. Das schleswig-holsteinische Gesundheitsministerium erklärte am Wochenende, die Untersuchungen liefen, Ergebnisse lägen jedoch noch nicht vor.

Nach bisherigem Kenntnisstand sollen eine dänische Reisegruppe, eine Gewerkschaftsgruppe und eine Familie in dem Restaurant gegessen haben. Aus jeder Gruppe seien später eine oder mehrere Personen an Ehec erkrankt, eine Frau ist mittlerweile gestorben. Der Wirt des Lokals betonte gegenüber der Nachrichtenagentur dpa, die Gäste seien „drei, vier Tage in Lübeck gewesen und haben somit nicht nur bei uns gegessen“. In seinem Restaurant seien Fleisch und Salat serviert worden. „Ob sie nun alle Salat gegessen haben, das weiß ich nicht“, sagte der Wirt. Seine Ware komme über Zwischenhändler vom Großhandel in Hamburg. Vorsichtshalber habe er von sich aus seine Küchenmitarbeiter zum Labor geschickt, um eine Stuhlprobe untersuchen zu lassen. Die Ergebnisse sollen am Montag vorliegen.

Unterdessen präsentierte das Land Niedersachsen eine neue Spur: Eine Uelzener Firma soll demnach in Verbindung zu den in Lübeck aufgetretenen Erkrankungen stehen. Diese Firma liefert Sprossen. Sprossen sollen schon vor Jahren in Asien Ursache für eine Ehec-Epidemie gewesen sein. Veterinär- und Labormediziner halten es unterdessen auch für möglich, dass der aggressiv mutierte Keim aus Biogasanlagen stammen könnte. In den Gärbehältern dieser Anlagen entstünden durch Kreuzung und Verschmelzung Bakterien, die es zuvor nicht gegeben habe, sagte ein Experte der Agrar- und Veterinärakademie im münsterländischen Horstmar. Der Fachverband Biogas entgegnete, etwaige Erreger seien nach einer einstündigen Erhitzung des Gärsubstrats inaktiviert.

Mittlerweile ist laut Robert-Koch-Institut bei 1.526 Menschen in Deutschland eine Ehec-Infektion nachgewiesen worden; 21 Patienten sind verstorben, zahlreiche schweben in Lebensgefahr. Bei 627 Menschen wurde das gefährliche HUS-Syndrom diagnostiziert. Im besonders schwer betroffenen Hamburg steigt die Zahl nach Angaben der Gesundheitsbehörde inzwischen etwas langsamer. Es gebe aber keinen Grund zur Entwarnung. Die Empfehlung, auf rohen Salat, Gurken und Tomaten zu verzichten, gilt weiter. Anderes Gemüse solle gründlich gewaschen oder geschält werden.