Dengue breitet sich in Südamerika aus

In Paraguay, Brasilien und Argentinien sind Zehntausende erkrankt. Aggressive Variante des Fiebers in Paraguay

BUENOS AIRES taz ■ Eine Denguefieberepidemie in Paraguay hat sich auf die Nachbarländer ausgebreitet. Wie die paraguayische Tageszeitung ABC Color am Mittwoch berichtete, wurden aus der Grenzregion zu den Nachbarstaaten Brasilien und Argentinien zahlreiche Erkrankungsfälle gemeldet. Im angrenzenden brasilianischen Bundesstaat Mato Grosso do Sul sind nach Angaben der Behörden mittlerweile über 42.000 Personen erkrankt, vier Menschen sind an den Folgen der Infektion gestorben. Damit liegt die Zahl bereits nach zwei Monaten über der des Vorjahres. 2006 waren 15.000 Menschen an Dengue erkrankt. In Paraguay, wo die aktuelle Epidemie ihren Anfang genommen hatte, ist eine aggressive Variante des Denguefiebers aufgetreten. Bei der Form Dengue visceral befällt das Virus die inneren Organe wie Herz und Leber, aber auch das Gehirn des Erkrankten.

„Wir kennen keine angemessene Behandlung dieser Fälle, die sich mit einer tödlichen Wirkung der Krankheitserreger äußert“, zitiert ABC den Gesundheitsminister des Landes. Das Denguefieber ist eine Viruskrankheit, deren Erreger durch die Moskitoart Aedes agypty übertragen wird. Da es gegen den Virus keinen wirksamen Impfstoff gibt, bleibt nur die Bekämpfung der Moskitos. Die klassische Variante des Denguefiebers ruft in der Regel hohes Fieber und Kopf- und Gliederschmerzen hervor. Eine ernstere Variante – Dengue hemorrágico – kann starke Blutungen aus Mund und Nase auslösen. Dagegen befällt das Virus beim Dengue visceral die inneren Organe und das Gehirn.

Vergangenen Mittwoch hatte Präsident Duarte per Dekret den nationalen Notstand wegen des Denguefiebers in Kraft gesetzt. Der Notstand gilt für 60 Tage. Ziel ist ein schnelleres und unbürokratischeres Vorgehen gegen den Erreger des Fiebers. Nach offiziellen Angaben liegt die Zahl der Neuerkrankten seit Anfang des Jahres bei 15.000 Personen. Inoffizielle Schätzungen sprechen bereits von rund 150.000 Erkrankten. Es halten sich Gerüchte, auch ein Sohn des Präsidenten sei erkrankt. Die Zahl der Todesopfer seit Jahresbeginn wird offiziell mit 10 angegeben, 5 starben an Dengue hemorrágico und 5 an Dengue visceral.

Das Virus macht jedoch nicht an der Grenzen halt. Seit Wochen werden Erkrankungsfälle aus den argentinischen Provinzen Salta, Formosa und Misiones gemeldet, die im Norden Argentiniens an Paraguay grenzen. Inzwischen ist das Fieber weiter nach Süden vorgedrungen. Bisher registrierten die Behörden 121 Fälle, davon 63 in der Hauptstadt und der Provinz Buenos Aires. Todesfälle wurden in Argentinien noch nicht registriert. Die argentinische Regierung hat mittlerweile Informationsstände über das Dengue im Hauptstadtgebiet eingerichtet.

Ein Rückgang der Krankheitsfälle wird derzeit nicht für möglich gehalten. Im Gegenteil, die starken Regenfälle der letzten Wochen haben in den betroffenen Regionen ideale Brutbedingungen für die Aedes-agypty-Moskitos geschaffen. Angesichts der Vermehrung der Moskitos rechnen die Experten deshalb eher mit einer Ausbreitung der Epidemie. JÜRGEN VOGT