Gysi: Klar ist ein Mörder und keine Ikone

Der Fraktionschef der Linken lehnte jede Form der Solidarisierung mit ehemaligen RAF-Terroristen entschieden ab

BERLIN taz ■ Als Gregor Gysi am Dienstag gefragt wurde, wie er es denn finde, dass einzelne Mitglieder seiner Fraktion die umstrittenen Worte des ehemaligen RAF-Terroristen Christian Klar verteidigen, reagierte er ein wenig ungehalten. „Was heißt hier einzelne Mitglieder der Fraktion?“, antwortete er. „Es handelt sich um eine einzige Abgeordnete.“ Kurze Pause. „Aber das reicht ja auch schon“, fügte Gysi seufzend hinzu.

Es war die Fundi-Linke Ulla Jelpcke, die vor ein paar Tagen darauf hingewiesen hatte, dass die Grußbotschaft Klars an die Berliner Rosa-Luxemburg-Konferenz „in vielem den Positionen der Linkspartei“ entspreche. Die „Mehrheit der Bundestagsfraktion“ sei der Meinung, dass „der Kapitalismus weiter bekämpft werden muss“. Diese innerhalb der Fraktion weitgehend isolierte Meinung reichte Gysi schon, um sich in eine Debatte einzuschalten, die in der Linkspartei.PDS so gut wie gar nicht stattfindet – schon allein deswegen, weil sie ein Kapitel westdeutscher Geschichte fortschreibt. Zu groß schien dem Fraktionschef trotzdem die Gefahr, dass im Zuge der erregten RAF-Debatte seine Partei mit Terrorismus in Verbindung gebracht wird.

„Alle, die in unserer Partei organisiert sind, haben mit Terrorismus nichts am Hut“, stellte Gysi in einem Interview mit der Frankfurter Rundschau klar. „Es ging bei der RAF nie um Revolution – es ging um Totschläge und Morde.“ Wenn die RAF etwas verhindert habe, dann eine vernünftige Entwicklung der demokratischen Linken. Christian Klar sitze „wegen mehrfachen Mordes“ im Gefängnis – „ich führe mit ihm keine politischen Diskussionen“.

Diese scharfen Worte sind an all jene Linken gerichtet, die aus dem RAF-Terroristen Klar eine Ikone ihres antiimperialistischen Kampfes machen wollen. Darauf reagiert Gysi aus sehr prinzipiellen politischen Gründen allergisch. Das Thema ist ihm so wichtig, dass er es am Dienstagnachmittag in der geschlossenen Fraktionssitzung ansprach. Auch wenn einige Genossen dabei anmerkten, dass die Meinungsfreiheit auch für Klar zu gelten haben – der Unterschied zwischen Jelpcke und der übergroßen Mehrheit der Linksfraktion wurde deutlich. Gerade wer die Kritik am Kapitalismus verteidigen wolle, betonten mehrere Redner, der müsse sich umso deutlicher vom Terrorismus distanzieren. JENS KÖNIG