Dadullahs letztes Opfer ist wieder zu Hause

Nach über fünf Wochen als Geisel der Taliban trifft der französische Entwicklungshelfer Eric Damfreville in Paris ein

„Über das Schicksal der drei afghanischen Geiseln wird das Emirat später entscheiden“

PARIS dpa ■ Einen Tag nach seiner Freilassung ist die Ex-Taliban-Geisel Eric Damfreville gestern sichtlich geschwächt in der französischen Hauptstadt eingetroffen. Die Radikalislamististen hatten den französischen Entwicklungshelfer während seiner 38-tägiger Geiselhaft in Afghanistan ständig angekettet, geknebelt und im Dunkeln gehalten. Das berichtete die Sonntagszeitung Journal du Dimanche unter Berufung auf die Hilfsorganisation Terre d’enfance, für die Damfreville in Afghanistan tätig gewesen war.

Der Entwicklungshelfer wies alle Fragen nach den Umständen seiner Gefangenschaft ab und versicherte, „gut behandelt“ worden zu sein. Zwei Wochen nach der mit ihm verschleppten Französin Céline Cordelier war Damfreville am Freitag von Taliban über Stammesälteste dem Roten Kreuz übergeben worden.

Am Samstag traf er in einem Reisejet der französischen Luftwaffe auf einem Fliegerhorst bei Paris ein. Außenminister Philippe Douste-Blazy sprach noch im Flugzeug mit ihm. Dann trat Damfreville gestützt von Helfern, eingehüllt in eine Überlebensdecke, mit einer Transfusionsflasche am Arm und einem verbundenen Auge vor die Presse.

„Unsere Entführer haben alles getan, damit die Haftbedingungen gut sind“, sagte Damfreville. Sein Zustand sei dem „etwas rauen Leben in Südafghanistan“ und den entsprechend rustikalen Bedingungen der Gefangenschaft zuzuschreiben. Ein Auge war entzündet, weil die Geisel stets eine schmutzige Augenbinde tragen musste.

Cordelier und Damfreville hatten in Südafghanistan ein Bildungsprojekt für Mädchen aufgebaut. Anfang April waren sie und drei afghanische Mitarbeiter verschleppt worden. Die Taliban begründeten ihre Freilassung mit der Bereitschaft des neuen französischen Präsidenten Nikolas Sarkozy, den Abzug der 1.000 französischen Isaf-Soldaten aus Afghanistan zu erwägen. „Über das Schicksal der drei afghanischen Geiseln wird das islamische Emirat später entscheiden“, hieß es.

Sarkozy erklärte derweil, er werde alles ins Werk setzen, um eine „schnelle Befreiung“ der drei Afghanen zu erreichen. Zu Gerüchten über Lösegeldzahlungen äußerte sich die Regierung in Paris nicht.