wer folgt auf wolfowitz?
: Viele Kandidaten

Am Tag nach dem Rücktritt mag sich noch niemand offiziell äußern. Trotzdem wird bereits eifrig über den neuen Weltbank-Chef spekuliert. Im Gespräch sind vor allem US-Amerikaner. Kein Wunder: Die Bush-Regierung hat vorsorglich schon einmal klargemacht, dass sie auch in Zukunft allein über die Besetzung des Postens entscheiden will. Einer der Kandidaten, deren Namen derzeit in Washington kursieren, ist Stanley Fischer. Der renommierte Ökonom war schon einmal Vizepräsident der Weltbank. Zudem war er sieben Jahre lang als Nummer zwei bei der Weltbank-Schwester, dem Internationalen Währungsfonds, tätig. Nach vier Jahren in der privaten Bankwirtschaft, in denen er das internationale Geschäft der Citigroup leitete, ist Fischer seit Mai 2005 Gouverneur der israelischen Notenbank. Schon als es 2004 um die Nachfolge des damaligen Weltbank-Präsidenten James Wolfensohn ging, war Fischer in der engsten Auswahl.

Auch der zweite Kandidat, der in den US-Medien derzeit gehandelt wird, ist ein alter Bekannter: Robert Zoellick. In der ersten Regierung Bush 2000–2004 hat er die US-Interessen in der Welthandelsrunde vertreten. Heute ist er bei der Investmentbank Goldman Sachs für das internationale Geschäft zuständig.

Doch auch ein Europäer wurde gestern ins Gespräch gebracht: der scheidende britische Premierminister Tony Blair. Der frühere Chefökonom der Weltbank und Nobelpreisträger Joseph Stieglitz sagte der BBC: „Er ist klar einer der Leute, über die gesprochen wird.“ Stieglitz selbst würde sich allerdings nicht für Blair entscheiden. „Ich würde die Prioritätenliste mit jemandem beginnen, der wirklich Erfahrung in der Entwicklungszusammenarbeit hat“, so Stieglitz. Für Blair spricht jedoch: Er hätte ab Juli Zeit – und versteht sich gut mit US-Präsident Bush.

Eine andere Lösung brachte gestern die Nachrichtenagentur Reuters ins Spiel und rief eine prominente afrikanische Frau an: die frühere nigerianische Finanzministerin Ngozi Okonjo-Iweala. Ihre Antwort: „Niemand hat mich bisher gefragt, damit das klar ist. Aber wer wäre nicht an diesem Job interessiert?“ Okonjo-Iweala kann mehrere Pluspunkte aufweisen: Sie hat bereits in der Führung der Weltbank gearbeitet, und ihr Kampf gegen die Korruption in Nigeria hat ihr weltweit Anerkennung verschafft.

NIKOLAI FICHTNER
FOTOS: IWF, REUTERS