Krefeld sucht nach dem sauberen Kraftwerk

Das umstrittene Krefelder Steinkohle-Kraftwerk könnte unter veränderten Bedingungen doch noch gebaut werden: Politiker fordern vom Investor Trianel und Bayer überdachte Kohlebunker – und andere Kraftwerke still zu legen

KREFELD taz ■ Nun kommt es nur noch auf Details an: In Krefeld gehen die Planungen für ein Kohle-Kraftwerk weiter. Dabei hatte vor Monaten die Absage einer ganzen Gemeinde an eine veraltete Kraftwerkstechnologie Hoffnung auf eine Kehrtwende in der klimaschädlichen Energiepolitik gemacht. Damals sprach sich der Hauptausschuss des Rates der Stadt Krefeld gegen ein Kohlekraftwerk in Uerdingen aus. Nur die FDP wollte erst einmal das Genehmigungsverfahren abwarten.

Seit Wochen wird wieder mit den möglichen Betreibern Trianel und Bayer verhandelt. „Am 12. oder 19. Juni wollen sie den Fraktionen im Rat Rede und Antwort stehen“, sagt Ulrich Hahnen, Fraktionsvorsitzender der SPD in Krefeld. An diesem Termin seien aber eine ganze Menge Bedingungen geknüpft worden, so Hahnen.

Denn schließlich wollen die Krefelder nun nicht mehr die von Trianel und Bayer ehemals geplante alte Dreckschleuder, sie wollen ein Kohlekraftwerk auf dem neuesten Stand. So verlangen die Krefelder Politiker zur Minimierung der Feinstaubbelastung die komplette Überdachung der Kohlebunker sowie der Transportbänder. Zudem wollten die Krefelder „keine großen Kühltürme haben“, sagte Hahnen der taz. Außerdem müsse es eine „CO2-Abscheidevorrichtung geben“, mit der das Kraftwerk die schädlichen Gase in Zukunft unter der Erde speichern kann. Binnen zehn Jahren sollten dafür die Möglichkeiten gegeben sein, so Hahnen.

Die Wunschliste der Politiker an die Trianel-Gruppe, unter deren 48 Gesellschaftern sich viele Stadtwerke befinden, ist lang: Das Kohlekraftwerk möge die Stadt Duisburg mit Fernwärme versorgen, die Kohle fürs Kraftwerk solle im Krefelder Hafen, statt in Duisburg angeliefert werde, zudem solle sich der Bayer-Konzern, in dessen Chemiepark das mögliche Kraftwerk stehen soll, verpflichten, zwei Kessel seines alten Kraftwerks außer Betrieb zu nehmen. Zudem wünschen sich die Sozialdemokraten, dass ein Kraftwerk im Duisburger Stadtteil Hochfeld stillgelegt werde.

Unterdessen spielen die Verantwortlichen des Bayer-Konzerns die Arbeitsplatzkarte. Der Chef des Bayer-Chemieparks, Stefan Dreseley, erklärte kürzlich in der Lokalpresse Krefelds, das Kraftwerk sei ein ganz wichtiger Baustein „auch zur Sicherung der 7.200 Arbeitsplätze am Standort“. Trianel stört vermutlich die von der Politik verlangte Einhausung des Kohletransport-, Mischungs- und Lagerprozesses. Denn dadurch würde die geplante Anlage wesentlich teurer als geplant. Nicht nur das CO2-, sondern auch das Feinstaubproblem soll der Stadtwerke-Verbund in den Griff bekommen. Das ginge natürlich auch anders, glaubt SPD-Fraktionschef Hahnen. „Man soll uns mal vorrechnen, was denn ein Gas- und Dampfturbinen (GuD)-Kraftwerk kosten würde“, fordert er von der Industrie. Es sei immer behauptet worden, dass das zu teuer sei, während woanders GuD-Kraftwerke gebaut würden. Hahnen schiebt den schwarzen Peter Bayer und Trianel zu: „Erst wenn die sich bewegen, dann kann man reden.“ ELMAR KOK