Eines Tages wird alles gut

Im Wedding schlägt das Herz der afrikanischen Community von Berlin. Das liegt nicht zuletzt an „Les Beaux Gosses de Berlin“, die dort in einem Keller an der afrikanischen Rumba feilen. Kochbananen bekommt man dort auch

Jeden Mittwoch und Sonntag proben Les Beaux Gosses de Berlin auf einer Kellerbühne im Wedding. Die Band spielt: Rumba. Afrikanische Rumba. Rumba Congolaise. Ein Interview mit den Musikern José Bass, Tony Lucau, Paka Denis, Coco Roberto und Alex Holmes.

taz: José, Sie haben als Bassist vor gut einem Jahr die Band gegründet. Wer sind Les Beaux Gosses de Berlin?

José Bass: Die schönsten Menschen von Berlin. Das sagt ja schon der Name. Obwohl: Wörtlich übersetzt heißen wir eher „Die süßen Jungs aus Berlin“.

Sie nennen die Musik, die Sie machen, Rumba. Für mich hat sie allerdings weniger mit der südamerikanischen Rumba zu tun, sondern klingt einerseits sehr viel polyrhythmischer, andererseits aber auch poppiger. Sie erinnert mich an westafrikanische Highlife-Musik.

Nein, das ist Rumba, was wir spielen. Rumba ist die Tanzmusik Afrikas. Grand Calle, der wichtigste Musiker des Kongo überhaupt, hat die Rumba erfunden. Er lebte zu Beginn des 20. Jahrhunderts und hat auch die kubanische und die gesamte südamerikanische Rumba beeinflusst. Wir folgen nur seinen Spuren – und mischen noch etwas Salsa und Reggae hinein. Auch die Musik von Franco bedeutet uns sehr viel. Er ist 1989 gestorben und hat Rumba mit Rap kombiniert. Tabu Ley, auch ein Held der Rumba Congolaise, ist unser drittes großes Vorbild.

In welcher Besetzung spielen Sie?

Wir haben drei E-Gitarren, einen Bass, ein Schlagzeug, Congas, ein Keyboard und dazu kommen sechs Sänger.

Sind Sie alle Berliner?

Unsere Familien kommen aus dem Kongo und aus Angola, unser Gitarrist Alex Holmes kommt aus England. Die meisten von uns sind seit mehr als fünfzehn Jahren hier, hier aufgewachsen. Unsere Musik steht aber ganz in der kongolesischen Tradition: Dort ist Rumba nach wie vor die Popmusik schlechthin.

Wovon handeln die Texte?

Von der Liebe und von kleinen Geschichten. Zum Beispiel gibt es ein Lied von José, da geht es um die Verwandten in den Dörfern des Kongo – wer stirbt und wer neu geboren wird. Wir singen aber auch über Marken-Klamotten, die lieben wir ja im Kongo. Versace, Gaultier, Yamamoto. Wir ziehen uns gern gut an.

Zweimal pro Woche proben Sie eher so halb öffentlich in einem Keller im Wedding.

Da ist es immer so voll wie bei einem Konzert. Es kommen viele Fans, und darüber freuen wir uns auch. Das hält uns aber natürlich nicht davon ab, wie in einer ganz normalen Probe an unseren Stücken zu feilen. Unser Proberaum liegt unter dem Afro-Shop Un Jour, den unser Bandmitglied Tony Lacau vor zwei Jahren eröffnet hat. Hier gibt es afrikanische Lebensmittel und einen Salon, in dem unser Chef José als Friseur arbeitet. Der Name Un Jour soll im Sinne von „Eines Tages wird alles gut“ gelesen werden.

Funktioniert der Laden als kultureller Treffpunkt für die Community?

Ja, auf jeden Fall. Viele Afrikaner kommen her, kaufen ein und lassen sich die Haare machen. Und hören sich zum guten Schluss noch unsere Proben im Raum darunter an.

Alex, Sie spielen Gitarre und sind der einzige Europäer bei den Beaux Gosses. Wie kamen Sie zu ihnen?

Ich wohne im Wedding. Auf der Suche nach einer Kochbanane geriet ich in den Shop. Man fragte mich: „Was machst du so?“ Und ich sagte: „Bin Musiker“, und auf einmal gehörte ich zu einer Rumba-Band. Ein Traum für mich, im Keller von Un Jour komme ich in eine andere Welt. Man nennt mich hier übrigens Manchester. Ich komme zwar eigentlich aus London, aber sie finden den Namen Manchester schöner.

Wie geht es weiter mit den Beaux Gosses?

Wir treten diesen Sommer in der Werkstatt der Kulturen auf, dann bei Farafina in der Turmstraße. Neulich haben wir in Köln die zweite große afrikanische Rumba-Band in Deutschland geschlagen, Nouvelle Formule, und jetzt können wir sagen: Wir sind die beste Rumba-Band Deutschlands. Wir brauchen jetzt noch mehr Ideen und vielleicht einen Manager. Dann könnten wir noch viel öfter live spielen, auf Festivals vor allem. Wir machen ja eigentlich Tanzmusik für große Räume und ein großes Publikum.

INTERVIEW: CHRISTOPH BRAUN

Do., 24. 5., 21 Uhr: Doppelkonzert Les Beaux Gosses de Berlin und A Hawk & A Hacksaw, nbi, Schönhauser Allee 36