Shinzo Abes Quotenfrauen stürzen

JAPAN Die Rücktritte zweier Ministerinnen, die erst wenige Wochen im Amt waren, schädigen das Projekt der Frauenförderung des konservativen Ministerpräsidenten Shinzo Abe

AUS TOKIO MARTIN FRITZ

Beim Gruppenfoto für sein am 3. September ernanntes neues Kabinett ließ sich Premierminister Shinzo Abe von fünf Frauen umrahmen. Damit hatte er in seiner Regierung den Frauenanteil mehr als verdoppelt. Zugleich hatte er jene Frauenquote von 30 Prozent auf Führungsebene umgesetzt, die Wirtschaft und Verwaltung bis 2020 erreichen sollen. Doch durch den Rücktritt von zwei der fünf Ministerinnen am Montag erlebte die Frauenförderung in Japan nach wenigen Wochen einen Rückschlag.

Yuko Obuchi gab ihr Amt als Industrie- und Handelsministerin auf, weil sie mit politischen Spendengeldern Geschenke an Wahlkreisbewohner gemacht und in einem Geschäft von Verwandten eingekauft haben soll. Justizministerin Midori Matsushima stolperte über die Verteilung von Papierfächern. Das wurde ihr als verbotenes Wahlgeschenk ausgelegt.

Als Mittel gegen die alternde und schrumpfende Bevölkerung in Japan will die rechtskonservative Abe-Regierung die Frauenerwerbsquote von bisher 63 Prozent kräftig steigern. Konzerne sollen ab 2015 verpflichtet werden, regelmäßig ihre Frauenquoten zu veröffentlichen.

Doch der Rücktritt der Ministerinnen zeigt die Gefahr überhasteter Beförderungen. Denn in Sachen Gleichberechtigung ist Japan so rückständig, dass qualifizierte Frauen für Führungsjobs fehlen. So sind nur 39 der 480 Unterhausabgeordneten weiblich. Damit liegt Japan auf Rang 134 von 154 Nationen.

Obuchi, 40, kam als Tochter eines Expremiers ins Parlament. Justizministerin Matsushima hat kein Jura studiert, sondern wurde als Cheerleader bekannt. Die anderen drei Ministerinnen fielen bisher nur durch ihre ultrakonservative Haltung auf. Mit Yoichi Miyazawa, 64, machte Abe jetzt wieder einen älteren Mann zum Industrieminister.