Uwe Schloen, Vergletscherer
: Ambivalente Silikonteddys

■ 52, studierte Bildhauerei in Hamburg, arbeitet als freischaffender Künstler und gibt Kurse an der Volkshochschule.

Lange wusste Uwe Schloen nicht, was er machen sollte, verloren in der Freiheit der 70er Jahre. Nach vielen Versuchen fand er zur Kunst. Rückblickend habe ihm das auch von Anfang nahe gelegen: Aufgewachsen in der Nähe von Worpswede hätten ihn ständig Kunstwerke umgeben.

Der freie Künstler empfindet sein Leben als Luxus: „Ich lebe davon, dass ich Empfindungen aufgreife, umarbeite und anderen Menschen zeige.“ Momentan erarbeitet er Figuren aus Holz, die er anschließend mit Silikon überzieht. Die so entstandenen Werke werden aktuell in Buxtehude ausgestellt, der Heimat Schloens.

„Mich interessierte die Ambivalenz“, sagt Schloen, „zwischen Badezimmerverdichtung und Schönheitschirurgie.“ Er versucht, Situationen des Alltags einzufrieren und ihnen so ihre Bedeutung zu entlocken. Es gehe ihm nicht darum, anderen den Spiegel vorzuhalten – zu oft gebe es keinen Unterschied zwischen ihm und den beobachteten Menschen.

Er zeigt aber auch, wovon er sich distanzieren will, wenn er Silikonteddys in einem Einkaufswagen häuft, nachdem ihn das Konsumverhalten in der Fußgängerzone erschrak. „Vergletscherungen“ nennt er die Skulpturen, unter diesem Namen läuft auch die Ausstellung im Marschtorzwinger.

Finanzieren muss er sich aber oft anderweitig, indem er zum Beispiel Kurse an der Volkshochschule gibt. Als Lehrer sieht er sich dabei aber nicht: Er könne lediglich Anreize schaffen und Erfahrungen weitergeben.

In Deutschland fühlt er sich nicht immer wohl. Es sind die anderen mit ihrer Mentalität. Sie passen nicht zu dem Künstler. Besonders gerne bewegt er sich im ehemaligen Ostblock. In Polen untersuchte er beispielsweise das Verhältnis der Geschlechter und stellte fest: es ist anders.

Wenn er die Grenzen passiere, erlebe er ein surreales Gefühl: „Das ist wie in die Kindheit zurückfahren.“ Zwar sei er dem deutschen Wohlstand dankbar, ihn von seiner Kunst leben zu lassen. Aber Ausland, das bedeute vor allem: Romantisieren. Denn wo sich fremde Sprachen nicht verstehen lassen, können sich Schloens Zeichnungen verselbstständigen. VIP