Attentäter von Ottawa war sehr religiös – und drogensüchtig

BERLIN taz | Der am Mittwoch bei seinem Angriff auf das Parlamentsgebäude in Ottawa getötete 32-jährige Michael Zehaf-Bibeau hatte offenbar noch größere persönliche Probleme als bislang bekannt. Nach Recherchen verschiedener kanadischer Medien hatte er seit einiger Zeit versucht, durch kriminelle Taten ins Gefängnis zu kommen, um dort seine lang andauernde Drogensucht loszuwerden – er sei crack- und heroinabhängig gewesen, heißt es.

Seine Mutter berichtete, sie habe ihren Sohn eine Woche vor der Tat zum ersten Mal seit rund fünf Jahren wieder gesprochen. „Ich bin wütend auf unseren Sohn, ich verstehe ihn nicht, und ein Teil von mir möchte ihn hassen“, sagte sie zu Journalisten. Er habe ihr gegenüber den Wunsch geäußert, nach Syrien zu reisen – andere Quellen hatten berichtet, er habe nach Libyen reisen wollen. Aus der Reise wurde nichts, weil er als Sicherheitsrisiko eingestuft wurde und keinen Pass bekam.

Unklar blieb auch weiterhin, ob Zehaf-Bibeau jenseits von sozialen Medien im Internet direkten Kontakt zu islamistischen Gruppen unterhielt. Zwar war er in Moscheen, in denen er betete, durch übertriebene Religiosität aufgefallen – mehr aber noch durch ungebührliches Verhalten und durch den Versuch, sich unerlaubten Zugang zur Moschee zu verschaffen, was ihm den Rausschmiss eintrug.

Just in der allgemeinen Debatte über Terrorgefahr ist am Donnerstag ebenfalls in Ottawa ein 30-Jähriger wegen „Verschwörung zur Durchführung einer terroristischen Tat“ zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt worden. Zusammen mit zwei weiteren war er 2010 unter dem Vorwurf festgenommen worden, einen Anschlag auf eine Militärzeremonie geplant zu haben. Der Anführer der Gruppe war bereits zuvor zu 24 Jahren Haft verurteilt worden. PKT