Land prüft Wasserpreise

Wasserversorger müssen ihre großen Preisunterschiede im Land erklären: Ihnen droht ein Kartellverfahren

DÜSSELDORF taz ■ Die Versorger in NRW haben fünf Wochen Zeit, das Landeskartellamt von ihren Trinkwasserpreisen zu überzeugen: „Sie müssen gute Gründe finden, warum ihr Wasser teurer ist als das der Nachbarstadt“, sagt Joachim Neuser, Sprecher des Wirtschaftsministeriums. Anlass für die Überprüfung der insgesamt 237 Wasserversorger in NRW war ein Bericht von Spiegel online, nach dem BürgerInnen in manchen Städten bis zu 340 Prozent mehr bezahlen müssten als andernorts. „Wenn sie eklatante Unterschiede nicht begründen können, müssen sie ihre Preise senken“, sagte Wirtschaftsministerin Christa Thoben (CDU).

Generell kostet Wasser in Ostdeutschland und in Nordrhein-Westfalen besonders viel. Besonders groß ist das Preisgefälle zwischen dem Ruhrgebiet und dem Rest des Landes. Am teuersten ist Wasser in Essen. Bei einem durchschnittlichen Verbrauch von 125 Litern am Tag zahlt ein Ein-Personen-Haushalt hier 256 Euro im Jahr. Im nahe gelegenen Bochum koste die gleiche Menge Wasser nur die Hälfte.

Nicht alle teuren Versorger müssen ein Kontrollverfahren fürchten. Laut Ministerium kann es gute Gründe geben, mehr Geld von BürgerInnen zu verlangen. So sei es im dicht besiedelten Ruhrgebiet sehr viel aufwändiger, das Wasser zu reinigen als beispielsweise im Sauerland. Außerdem könnten auch große Investitionen in das Leitungsnetz hohe Gebühren rechtfertigen.

Dass das Landeskartellamt erst jetzt aktiv wird, hat laut Ministerium damit zu tun, dass bislang niemand die Wasserpreise verglichen habe. „Anders als bei den Gaspreisen gab es nie Beschwerden von Bürgern.“ In Hessen hingegen haben die Proteste von BürgerInnen zu Kartellverfahren geführt. Unternehmen sollen gezwungen werde, ihre Preise um bis zu 40 Prozent zu senken. ANNIKA JOERES