Die Furcht vor den „Zombiebanken“

BANKEN Der neue Test fällt rigoroser aus als vorige Prüfungen. Die Sorge um malade Großbanken bleibt

BRÜSSEL taz | Schon dreimal wurden die europäischen Banken angeblich wasserdichten Stresstests unterzogen, dreimal gab es danach böse Überraschungen. Irland oder Spanien rutschten in die Bankenkrise, obwohl die Aufsichtsbehörden ihren Geldinstituten zuvor gute Gesundheit bescheinigt hatten. Wird es diesmal, nach dem „Fitnesscheck“ der Europäischen Zentralbank (EZB), besser laufen?

Dafür spricht, dass die EZB unabhängiger und rigoroser geprüft hat als die nationalen Behörden. Sie hat daran sogar ein hohes Eigeninteresse. Schließlich soll die EZB ab November die neue gemeinsame Bankenaufsicht übernehmen. Zuvor wollte sie sichergehen, keine chronischen Problemfälle oder gar Pleitekandidaten zu erben.

Vor dem eigentlichen Stresstest mit Krisenszenarien stand deshalb diesmal eine eingehende Untersuchung der Bankbilanzen. Bei der sogenannten Asset Quality Review (AQR) war bereits ein Kapitalbedarf über 25 Milliarden Euro bei 25 Banken aufgedeckt worden. Dies gab den Instituten Gelegenheit, Risiken zu verringern und Lücken zu schließen. Nun, nach der Veröffentlichung des Endergebnisses, haben die Geldhäuser erneut bis zu neun Monate Zeit, das geforderte Kapital aufzubringen. Doch was geschieht, wenn sie es nicht schaffen? Theoretisch droht dann die Schließung. Doch die Praxis sieht – jedenfalls bisher – anders aus. In Europa wurde noch fast jede Bank gerettet, zuletzt die Banco Espirito Sancto in Portugal.

Dabei half sogar die EU – obwohl die Finanzminister hoch und heilig geschworen hatten, künftig sollten zuerst die Bankbesitzer und -gläubiger haften und nicht der Staat (Bail-in statt Bail-out). Zugleich haben es dieselben Minister versäumt, eine gemeinsame Notsicherung („Backstop“) für den Fall zu schaffen, dass der Stresstest einzelne Banken oder Staaten überfordert.

Die Vereinigten Staaten hatten es bei ihrem Stresstest 2009 genau umgekehrt gemacht: Sie hatte erst einen riesigen Hilfsfonds geschaffen und dann ihre systemrelevanten Großbanken getestet. Wer durchfiel und sich nicht genug Kapital am Markt beschaffen konnte, wurde gezwungen, die Staatshilfe anzunehmen – mit drastischen Auflagen.

Dazu konnten sich die Euroretter auch im Jahre sechs nach der Pleite der New Yorker Lehman Brothers nicht durchringen. Deshalb hält sich unter Experten immer noch die Sorge, dass nach dem EZB-Stresstest einige „Zombiebanken“ übrig bleiben könnten – also Institute, die nicht sterben dürfen, obwohl sie eigentlich viel zu schwach zum Überleben sind. ERIC BONSE